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Buch, Bücher, am büchsten - hier gibt's viele bunt durchgewürfelte Buchrezessionen und Empfehlungen, weil es eben mehr als nur ein Zeitvertreib ist.

Montag, 16. April 2012

Nick McDonell – Zwölf


Zwölf“ ist der Name des Buches welches Nick McDonell mit 17 Jahren verfasste, Zwölf ist der Name einer darin vorkommenden Droge und Zwölf ist ein ultrarasanter Jugendroman im typisch amerikanischen Stil.

Dreh und Angelpunkt ist White Mike. Er ist dünn, blass, irgendwie ganz anders und scheint so gar nicht in die oberflächliche und verwöhnte New Yorker Upper-Class zu passen. Verwöhnte Jugendliche, welche alle nur an Sex, Partys und Drogen denken, die von ihren Eltern mit Geld statt Interesse abgespeist werden und frei nach sämtlichen seichten, amerikanischen Collegefilmen alle erdenklichen,  intriganten, selbstverliebten und stupiden Klischees bedienen. Trotzdem kennt jeder White Mike und alle brauchen sie White Mike. Denn White Mike ist ihr Drogendealer.

White Mike selbst ist absolut clean, er dealt aus Langeweile. Geld wäre nicht das Problem. White Mike ist latent depressiv angeschlagen nach dem Tod seiner Mutter und er ist auch alles andere als dumm. Er liest Camus – Die Pest und betrachtet vieles zynisch, mitunter philosophisch.

Sein Cousin wird erschossen, sein Freund dafür verhaftet und alle planen sie für die große Silvesterparty. Sandra will auf dieser groß rauskommen und sich profilieren und benutzt dabei Chris. Claude –dessenBruder zieht sich von allem zurück und interessiert sich für Waffen, Andrew will endlich Sex, Jessica dürstet es nur noch nach Zwölf, koste es was es wolle.
Es gibt noch mehr Randfiguren, aber das ist hier nicht wirklich wesentlich.

Ein anfangs wilder Haufen an Charaktere, welche sich gegenseitig kaum kennen und trotzdem ständig miteinander in Kontakt kommen. Die Handlung startet 5 Tage vor Silvester und steuert in 98 Kapitel mit insgesamt gerade mal 230 Seite forsch, auf die große Fete zu, welche eine nachhaltige Überraschung bereit hält.

Ich selbst bekäme wohl meine vorgezogene Midlife Crisis, würde ich in solch einer flachen, doppelzüngigen Gesellschaft fernab von zwischenmenschlicher Moral aufwachsen und die Grundzüge dessen, hat man sicherlich schon zig Mal in stumpfen, pseudolustigen Hollywoodfilmen gesehen. Aber das ist hier teilweise herrlich überzeichnet und bitter kommentiert, dass es fast schon wie Realsatire wirkt.

White Mike passt dort einfach nicht rein, er will auch nicht wirklich dazu gehören – aber irgendwie ist er trotzdem dabei.

Wenngleich ich mich bei manchen Szenen künstlich aufregen könnte, das Buch ist absolut gelungen und doch irgendwie auch tief. Für deutsche Verhältnisse sicherlich nicht authentisch, aber dennoch ein Jugendbuch, welches seinen Namen gerecht wird und nicht mit Pseudoverständnis aufwartet.

Ein abgefahrenes Setting welches mehr hält als es auf dem ersten Blick verspricht, coole Sprüche von zynisch, tiefsinnig über kritisch, lässig und einprägsam, sehr flotte Szenenwechsel und ein dem klassischen Drama nachgeahmter Aufbau. Um es bei einer zottigen Sprache zu belassen. Das Buch fetzt!

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