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Donnerstag, 16. Mai 2013

Alan Snow – Die Monster von Rattingen: Arthur und die Käsediebe



Was für ein Auftakt! Was Alan Snow an bizarren Kreaturen und Ideen hier aus den Ärmel schüttelt ist der Wahnsinn und wenn ich mir etwas lobe, dann sind es kreative, innovative und liebevoll gestaltete Kinder- und Jugendbücher. Zudem ist das gut 200 Seiten starke Buch detailreich und mit viel Witz illustriert. Ein absoluter Geheimtipp fernab vom gewöhnlichen Mainstream, wenngleich ich gegen Ende dieses Reviews leider noch deutliche Kritik äußern muss.

Noch bevor die Handlung einsetzt, sind zwei Illustrationen und eine Art Zeitungsausschnitt zu bewundern. Anschließend werden die verschiedenen Bewohner von Rattingen vorgestellt und beschrieben. Klingen Ratten, Krähen und Kaninchen noch normal, horcht man spätestens bei scheuen Kohlköpfen, kleptomanischen Schachteltrollen oder Käse auf. Von letzteren gibt es englische und französische Ableger. Die einen in Sümpfen, die anderen in Kellern beheimatet, ängstliche Tiere welche nicht sonderlich intelligent und daher leicht zu fangen sind, weswegen die Jagd nach ihnen verboten ist.

Nicht alle vorgestellten Bewohner tauchen hier in Band 1 auch auf, womöglich erscheinen sie erst in Band 2 oder 3, vielleicht sind sie aber auch nur ein lustiger Gimmick wie zum Beispiel die Erdferkel. Bei denen steht nämlich geschrieben.

„Erdferkel sind Einzelgänger und verdrücken sich bei der kleinsten Störung in ihren Bau. Deshalb kommen sie in diesem Buch nicht vor.“

Ich liebe diese Art von liebevollen und im positiven Sinne absolut durch geknallten Humor, welcher sich von vorne bis hinten in Dialogen, Zeichnungen und Handlung zieht. Diese sprüht nämlich gerade nur so von verrückten Ideen.

Protagonist ist Arthur, der zusammen mit seinem Adoptivgroßvater irgendwo in einer Höhle unter der Erde wohnt. Weil sie dort unten nicht so viel Obst haben, schickt er Arthur - ausgestattet mit einem merkwürdigen Flugapparat und einer Puppe, mit der er mit seinem Großvater kommunizieren kann, an die Oberfläche zum Obst stehlen.

Der Einbruch in ein Gewächshaus misslingt ein wenig, eine sehr große Dame mit einem sehr langen Stock vertreibt ihn erfolgreich. Von den Dächern aus beobachtet er eine verbotene Käsejagd von Männern auf seltsamen Pferden. Kurze Zeit später wird er entdeckt, sein Flugapparat wird ihm abgenommen und mit viel Glück kann er sich aus der misslichen Lage noch befreien.

Zu verdanken hat er dies Willibert Knaberer, einem Rechtsanwalt der zusammen mit Kohlköpfen und Schachteltrollen haust. Als plötzlich die Zugänge zur Kanalisation und damit zu Arthurs Großvater allesamt versperrt sind, schöpfen sie Verdacht. Irgendetwas Merkwürdiges geht hier in der Stadt vor sich. Ist die eigentlich verbotene und aufgelöste Käsegilde schuld an allem?

Und plötzlich werden Williberts Mitbewohner entführt, die Erfinderin Margarete fürchtet um ihre Erfindung betrogen worden zu sein und irgendwo im Kanal steckt ein altes Piratenschiff fest, welches zu einer basisdemokratischen Wäscherei umfunktioniert wurde, betrieben von Ratten und Menschen.

Es macht einfach richtig viel Spaß das Buch zu lesen, wartet doch hinter jeder Seite eine absolut unerwartete, erfrischend neuartige Wendung oder tolle Zeichnung.

Einziges und richtig dickes, dickes Manko ist der brutale Cliffhänger am Schluss. Das Buch ist nicht im Geringsten abgeschlossen sondern kokettiert gerade zu frech mit 7 dem Schluss angehängten Fragen wie es in der Handlung weitergehen könnte mit Verweis auf Teil 2.

Das bin ich so in dieser extremen Deutlichkeit maximal von Fernsehserien gewohnt, nicht aber von Büchern. Band 1 dient maximal der Vorstellung der Akteure und dem Aufbau, löst aber kein einziges Problem und endet allein gestellt sehr unbefriedigend.

Das heißt ich brauche Band 2 um zu wissen wie es weitergeht. Laut meinen Informationen endet dieser Band aber ähnlich, womit der Kauf von Band 3 unvermeidbar ist. Leider ist dieser aber nicht mehr auf Deutsch erschienen.

Meine Recherchen auf der Verlagshomepage von Boje, inzwischen von Lübbe übernommen, ergaben keinen einzigen Treffer und das ist sehr ernüchternd.

Ich hab hier ein wunderbares Debüt einer in Deutsch nie vollständig erschienen Serie, welche nur komplett Sinn ergibt und das ist nicht nur extrem schade sondern von Verlagsseite aus auch sehr bescheiden. Maximal auf Englisch ist diese Reihe vollständig erhältlich und DAS hat mich doch irgendwie sehr enttäuscht. Schade um das irre Potential…

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