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oder verpass das Schönste.
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Montag, 16. September 2013

Kerstin Duken – Jahrhundertsommer



Bei Iris läuft es perfekt im Leben. Sie fühlt sich wohl in Berlin, hat einen perfekten Job als Werberin, hat die richtigen Freunde und alles ist gut bis in jener Juli Nacht 2002 als sie wie aus dem Nichts überfallen wird, ihr die komplette Sicherheit und Stabilität unter den Füßen weggezogen wird. Wie darauf hin nichts mehr klappt, ihr alles zu viel, zu fremd, zu bedrohlich ist – wie ihre alte Existenz, ihr altes Leben nicht mehr das gleiche ist und wie sie sich mühsam versucht aus diesem Trauma zu befreien, davon soll dieses Buch handeln.

Der Klapptext klingt ansprechend und vielsagend, zudem wird noch mit dem BRIGITTE Roman Preis 2007 geködert und ich hatte echt viel von diesem Buch erwartet, nur war es leider ein kompletter Reinfall.

Technisch gesehen ist der Schreibstil durchaus in Ordnung, ein klein wenig ungewöhnlich aber in sich stimmig. Aber distanziert – viel zu distanziert. Ich konnte die ganze Zeit absolut überhaupt keine Verbindung mit der Protagonistin aufbauen, konnte mir kein Bild von ihr machen – gar nichts.

Die voyeuristische Ader wird schon im Akt des Überfalls bitter enttäuscht, welcher in gut 3 knappen Zeilen erledigt ist. Keine Details oder Hintergründe, auch im Verlauf der Handlung nicht – welche genau genommen, sehr stagnierend ist. Es passiert nicht wirklich viel, zumindest kann ich mich mit etwas zeitlicher Distanz an praktisch nichts mehr erinnern was durchaus Bände spricht.

Iris ist widersprüchlich, verhält sich unlogisch und zerrissen – das mag authentisch sein oder auch nicht, ist aber nicht unbedingt nachvollziehbar. Ich find es platt, eindimensional und teilweise vulgär. Vor allem kümmert es den Leser kaum. Man giert nach Hintergründen, Entwicklungen oder zumindest nach tiefen, seelischen Einblicken – erhält stattdessen eine unterkühlte, verschlüsselte und unnahbare Szenerie nach der anderen welche nur selten etwas aufbaut.

Ich hab verzweifelt gesucht woran dies liegen könnte, wollte schon irrsinnigen Blödsinn wie das Bild der Autorin in den Raum werfen was genau betrachtet so ziemlich das schwachsinnigste ist was ich je gelesen hab, nicht besser der Umstand, dass ich es selbst schrieb - aber ich kam nicht wirklich zu einer Lösung.

Der Roman hätte so viele tolle Möglichkeiten ein wirklich berührendes und tiefschürfendes Bild zu zeichnen, so viel mehr schockierender und verstörender. Nicht im plakativen Sinne, ich will mich gar nicht in bombastischen Szenen wälzen – aber ich wollte sie wenigstens irgendwie erleben, darüber nachdenken oder philosophieren. Es ist leider viel zu fern, zu steril. In der Gesamtperspektive schrumpft der durchaus vorhandene Humor, die Tragik, der Tiefsinn – einfach alles zu einer grauen, bedeutungslosen Nichtigkeit zusammen.

Ich bezweifele stark, dass diese Wirkung Absicht gewesen sein konnte. Zwar wird durchaus mit einer Art Parallel- und Scheinwelt gespielt in der Iris lebt, abgetrennt von der realen, nie innehaltenden Welt welche sich nicht kümmert was mit den in ihr agierenden Personen passiert – aber selbst wenn diese Radikalität gewollt sein sollte. Sie ist leider nicht gelungen.

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