Zugegeben, der Plot, welchen Sergej Lukianenko bei seinem Jugendroman Die Ritter der Vierzig Inseln kreiert, klingt ungewöhnlich, interessant und
vielversprechend. Der vierzehnjährige Dima wird eines Tages um ein Foto von
einem fremden Mann gebeten und fällt darauf hin im wahrsten Sinne des Wortes
aus allen Wolken.
Er landet auf einer Insel, wo schon andere Kinder wohnen und erfährt
bald. Keiner weiß wo sie alle sind und wie sie dahin gekommen sind, jeder wurde
irgendwie fotografiert. Es gibt 40 Inseln mit je ca. 5 bis 12 Bewohnern. Jede
Insel grenzt an drei weitere Inseln, welche tagsüber durch gigantisch lange,
aber schmale Brücken verbunden sind. Nachts schrumpfen die Brücken wieder und
die Verbindung wird wieder gekappt.
Das ganze funktioniert nach festen Regeln welche von denen da oben
festgelegt werden. Aliens? Götter? Die Kinder wissen es nicht, sie mutmaßen nur
und spekulieren, wilde Sagen und Gerüchte kursieren. Nur eines wissen sie alle:
Nur wer alle 40 Inseln erobert hat, darf zurück zur Erde. Schaue nachts nie
nach oben und verstoße nie gegen die Regeln. Wessen Insel erobert wurde, der
muss für die Gewinner kämpfen und hat keine Chance mehr heimzukehren,
Und so werden jeden Tag Wachen zu jeder Brücke geschickt, wird täglich erbittert
und erbarmungslos gekämpft, wobei keine Seite den Sieg von sich tragen kann.
Holzschwerter verwandeln sich für den Gegner in Eisenschwerter, Essen und
Proviant taucht jeden Tag wie von Geisterhand in den Vorräten auf und irgendwie
– denkt sich Dima, muss es doch einen anderen Weg geben, da raus zu kommen.
Für ein Jugendbuch reflektiert und behandelt das Buch erstaunlich viel.
Sinn und Sinnlosigkeit, Vertrauen und Verrat, Liebe und Hass, Gesellschaft und
Struktur – all diese Probleme erwachsener Menschen, werden hier auf Kinder
abgeladen. Verzerrte Parallelen zur Realität können gut gezogen werden und
geben dem ganzen auch für ältere Leser durch seine Surrealität und abstrusen
Vorgänge einiges zum Nachdenken.
Auch die Charaktere dieses ungewöhnlichen Fantasyromans, welcher nicht so
wirklich einer der klassischen, austauschbaren Art sein will – sind durchdacht
und sympathisch, handeln schlüssig und zeigen Eigenständigkeit.
Eigentlich perfekt, wäre da nicht das schludrige Ende – welches das Ganze
irgendwie noch abrundet oder abrunden versucht, weil die Geschichte an einen
Punkt angelangt ist, wo eine innovative Lösung der fast schon revolutionären,
zumindest aber absolut eigenständigen Story, nicht mehr ganz so leicht aus dem
Ärmel zu schütteln ist und ganz schön viel an Erklärungbedarf benötigen würde.
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