...

oder verpass das Schönste.
Buch, Bücher, am büchsten - hier gibt's viele bunt durchgewürfelte Buchrezessionen und Empfehlungen, weil es eben mehr als nur ein Zeitvertreib ist.

Posts mit dem Label Jugendbuch werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Jugendbuch werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Sonntag, 29. Juni 2014

Alan Snow – Die Monster von Rattingen: Der Mann mit den eisernen Socken



Teil 1 hatte ich hier schon einmal vorgestellt und den Folgeband natürlich bei der kleinsten Gelegenheit auch gelesen. Wem das hier also neu ist, liest am besten erst Teil 1 – hier werden inhaltlich auf jeden Fall viele Spoiler auftauchen.

Wir erinnern uns. Merkwürdige Umtriebe herrschen in der Stadt, die Kanalisation ist verschlossen und droht zu ertrinken, verbotene Käsejagden finden statt und die Freunde von Arthur und Willibert sind verschwunden, ebenso die Erfindung von Margarete. Darüber hinaus tauchen vermehrt geschrumpfte Kohlköpfe und Schachteltrolle auf und die Käsegilde scheint wieder aktiv zu sein.

In eben deren Gebäude vermuten Arthur und seine Freunde allerdings auch die Lösung zu allen Fragen zu finden. Und in der Tat entdeckt dort Arthur ein Verließ und kann seine Freunde finden. Wie allerdings kommt er an den Schlüssel, welchen Greifer an sich trägt? Und was hat es sich mit dem geschmolzenen Käse auf sich?

Selbst als dies gelingt und die ein oder andere Frage geklärt wird – kommt zum Glück zum genau richtigen Zeitpunkt auch wieder eine überraschende Wende. Es ist genau der Moment, an dem das Buch seinen Zauber zu verlieren droht, da kommt mit der Rattinger Irregulären Polizei auf Schiefen Sechsern der rettende Einfall, welcher dem Plot das absurde Etwas gibt. Hier darf und kann durchaus auch etwas Sozialkritik drin gesehen werden, ebenso wie in den Modetrends der Damenwelt.

Nebenbei siedeln die Kohlköpfe um, da es ihnen zu nass wird und treffen dabei auf die Kaninchenfrauen, welche ebenso mit verrückten Geschichten aufwarten, bezogen darauf wer sie sind, was sie tun und überhaupt. Gestalten, welche es so bislang auch definitiv so noch nie gab.

Solche Beispiele erhalten den Schwung und Einfallsreichtum und verhindern erfolgreich, dass auch nur ansatzweise etwas langweilig werden könnte, sie erweitern die Geschichte im Gegenteil äußerst sinnvoll und stimmig.
Der Titelgebende Mann mit den eisernen Socken ist zum Beispiel ebenso eine rätselhafte Figur und mögliche Schlüsselfigur bei vielen, vielen offenen Fragen – welche am Ende natürlich wieder wunderbar, fast schon provokant offen gelassen werden. Und das ist, wie schon einmal erwähnt – das Problem! Es gibt keinen abschließenden dritten Teil der Trilogie auf Deutsch!

Das erwähnte www.die-monster-von-rattingen.de existiert nicht mehr, lediglich der englische Pendant http://here-be-monsters.com/flash/ ist noch verfügbar und ermöglicht Einblicke in die liebevoll detaillierte und illustrierte Welt von Rattingen. Für mich bleibt es ein geniales Buch, welches aber immer nur Stückwerk bietet und gewollt auch nie auf den Punkt kommt. Allerdings sollte es dann auch in Gänze verfügbar sein, denn so funktioniert es leider gar nicht.

Schade, denn ich habe mich sehr gerne in Rattingen aufgehalten und Wohl gefühlt, da es einfach einen innovativen, humorvollen und lieblichen Charme hatte. Es bleibt eine traurigerweise unbefriedigende Leere…

Donnerstag, 16. Mai 2013

Alan Snow – Die Monster von Rattingen: Arthur und die Käsediebe



Was für ein Auftakt! Was Alan Snow an bizarren Kreaturen und Ideen hier aus den Ärmel schüttelt ist der Wahnsinn und wenn ich mir etwas lobe, dann sind es kreative, innovative und liebevoll gestaltete Kinder- und Jugendbücher. Zudem ist das gut 200 Seiten starke Buch detailreich und mit viel Witz illustriert. Ein absoluter Geheimtipp fernab vom gewöhnlichen Mainstream, wenngleich ich gegen Ende dieses Reviews leider noch deutliche Kritik äußern muss.

Noch bevor die Handlung einsetzt, sind zwei Illustrationen und eine Art Zeitungsausschnitt zu bewundern. Anschließend werden die verschiedenen Bewohner von Rattingen vorgestellt und beschrieben. Klingen Ratten, Krähen und Kaninchen noch normal, horcht man spätestens bei scheuen Kohlköpfen, kleptomanischen Schachteltrollen oder Käse auf. Von letzteren gibt es englische und französische Ableger. Die einen in Sümpfen, die anderen in Kellern beheimatet, ängstliche Tiere welche nicht sonderlich intelligent und daher leicht zu fangen sind, weswegen die Jagd nach ihnen verboten ist.

Nicht alle vorgestellten Bewohner tauchen hier in Band 1 auch auf, womöglich erscheinen sie erst in Band 2 oder 3, vielleicht sind sie aber auch nur ein lustiger Gimmick wie zum Beispiel die Erdferkel. Bei denen steht nämlich geschrieben.

„Erdferkel sind Einzelgänger und verdrücken sich bei der kleinsten Störung in ihren Bau. Deshalb kommen sie in diesem Buch nicht vor.“

Ich liebe diese Art von liebevollen und im positiven Sinne absolut durch geknallten Humor, welcher sich von vorne bis hinten in Dialogen, Zeichnungen und Handlung zieht. Diese sprüht nämlich gerade nur so von verrückten Ideen.

Protagonist ist Arthur, der zusammen mit seinem Adoptivgroßvater irgendwo in einer Höhle unter der Erde wohnt. Weil sie dort unten nicht so viel Obst haben, schickt er Arthur - ausgestattet mit einem merkwürdigen Flugapparat und einer Puppe, mit der er mit seinem Großvater kommunizieren kann, an die Oberfläche zum Obst stehlen.

Der Einbruch in ein Gewächshaus misslingt ein wenig, eine sehr große Dame mit einem sehr langen Stock vertreibt ihn erfolgreich. Von den Dächern aus beobachtet er eine verbotene Käsejagd von Männern auf seltsamen Pferden. Kurze Zeit später wird er entdeckt, sein Flugapparat wird ihm abgenommen und mit viel Glück kann er sich aus der misslichen Lage noch befreien.

Zu verdanken hat er dies Willibert Knaberer, einem Rechtsanwalt der zusammen mit Kohlköpfen und Schachteltrollen haust. Als plötzlich die Zugänge zur Kanalisation und damit zu Arthurs Großvater allesamt versperrt sind, schöpfen sie Verdacht. Irgendetwas Merkwürdiges geht hier in der Stadt vor sich. Ist die eigentlich verbotene und aufgelöste Käsegilde schuld an allem?

Und plötzlich werden Williberts Mitbewohner entführt, die Erfinderin Margarete fürchtet um ihre Erfindung betrogen worden zu sein und irgendwo im Kanal steckt ein altes Piratenschiff fest, welches zu einer basisdemokratischen Wäscherei umfunktioniert wurde, betrieben von Ratten und Menschen.

Es macht einfach richtig viel Spaß das Buch zu lesen, wartet doch hinter jeder Seite eine absolut unerwartete, erfrischend neuartige Wendung oder tolle Zeichnung.

Einziges und richtig dickes, dickes Manko ist der brutale Cliffhänger am Schluss. Das Buch ist nicht im Geringsten abgeschlossen sondern kokettiert gerade zu frech mit 7 dem Schluss angehängten Fragen wie es in der Handlung weitergehen könnte mit Verweis auf Teil 2.

Das bin ich so in dieser extremen Deutlichkeit maximal von Fernsehserien gewohnt, nicht aber von Büchern. Band 1 dient maximal der Vorstellung der Akteure und dem Aufbau, löst aber kein einziges Problem und endet allein gestellt sehr unbefriedigend.

Das heißt ich brauche Band 2 um zu wissen wie es weitergeht. Laut meinen Informationen endet dieser Band aber ähnlich, womit der Kauf von Band 3 unvermeidbar ist. Leider ist dieser aber nicht mehr auf Deutsch erschienen.

Meine Recherchen auf der Verlagshomepage von Boje, inzwischen von Lübbe übernommen, ergaben keinen einzigen Treffer und das ist sehr ernüchternd.

Ich hab hier ein wunderbares Debüt einer in Deutsch nie vollständig erschienen Serie, welche nur komplett Sinn ergibt und das ist nicht nur extrem schade sondern von Verlagsseite aus auch sehr bescheiden. Maximal auf Englisch ist diese Reihe vollständig erhältlich und DAS hat mich doch irgendwie sehr enttäuscht. Schade um das irre Potential…

Sonntag, 28. Oktober 2012

[ENGLISCH] Antoine De Sainte-Exupéry - The Little Prince


Shall I try it? Knowing that this may be a little bit shameful, I try to write this review in English because the book was in English too. The intention was to improve my English skills, which became very lousy after I finished my A-Level. Of course I know that normally it would make more sense to read “The Little Prince” in French instead of English but being honest I must say: My French skills are even worse!

To read the book was not that hart at least not the lingustic part. It was more difficult for me to realize that this strange plot was meant to be like this. First of all, I often thought that I misunderstood many words because the things become very strange. Gladly, I got the chance to read it in German everyday I wanted to, so I noticed really fast that I didn’t misunderstand anything. Things in the book just were as strange as that.

The Little Prince is a modern and philosophic fairytale for children as also for grown-ups, which tries to teach in a very green but also sensible way about how great childhood is and what we might lose when we become older.

My problem with this book was – I don’t like the little prince. For me – he seemed to be very rude and selfish. Like a little “I have a question, I have a question, doesn’t matter what you want”–fool. Of course children are often on edge but I mean come on. You can’t tell me how great the world could be through the eyes of a child if the main actor behaves so embarrassing.

Without that, the book could be really nice. The story has a silent sad mode. Leaving his own planet to discover the worlds around him leads him to several small planets with lonely and sad people. A possessive king, who wants to reign above everyone he sees, a vain person, a drunkard, a businessman, a busy lamplighter and a geographer. After that, his way leads to the earth where he meets the author.

It’s quite easy to understand the metaphors of these people and it’s a good point to think about. So the Little Prince got a very moral function with his virgin questions and unstrained views towards life. The end is sad but offers the transer of a never too old story into the present and future because the human behaviour is circular und repetitive.

To sum it up: Not a bad book, but I got my problems with the annoying Prince and can’t honestly understand the big hype about this book which seems to be a “must read”! So finally I would say, just a can – no must read.

PS: I hope my English was okay. *g*

Donnerstag, 7. Juni 2012

Michael Chabon – Die Geheimnisse von Pittsburgh


Dass die Stadt hierbei völlig irrelevant ist wird schnell klar, liegt der Fokus doch viel mehr auf die hervorragend ausgearbeiteten Charaktere und ihre interessanten Konstellationen zueinander. Die Stadt selbst ist daher nicht das Geheimnis, viel mehr ist es der Prozess des Reifens.

Wir haben hier einen 1A Adoleszenzroman der gehobenen Klasse. Unser Protagonist heißt Art Bechstein und will den Sommer, frisch vom College kommend, noch einmal richtig genießen und erleben, bevor der sprichwörtliche Ernst des Lebens in seine Gegenwart tritt.

Damit dies nicht ganz zu gewöhnlich wird treten einige Ereignisse und Bekanntschaften in sein Leben. Da wäre zum einem der Tod seiner kürzlich verstorbenen Mutter zu verkraften und zum anderem die Erwartungshaltungen seines Vaters. Dieser schlägt sich in zwielichtigen Kreisen herum, als einer der oberen Funktionären der hiesigen Mafia. Viel weiß und erfährt Art darüber nicht, sein Vater trifft sich sporadisch mit ihm zum Essen und hält seinen Sohn bewusst aus solchen Themen raus.

Aber auch der schwule Arthur, eine frisch gewonnene, zufällige Bekanntschaft dirigiert und verführt Art in ihm fremde Gefilde. Und was könnte sich noch besser eignen um das Gefühlschaos perfekt zu machen? Eine schöne, durchgeknallte und sehr exzentrische Frau namens Phlox zu der sich Art ebenfalls hingezogen fühlt und mit der er eine Beziehung anfängt. Damit dem Ganzen nicht das Feuer ausgeht, schleppt Art noch Cleveland an, einen sympathischen wenngleich problembehafteten Geldeintreiber.

Damit wäre das Quartet perfekt um einen unvergesslichen Sommer zu erleben und hiervon lebt dieser Roman. Alle Charaktere haben ihre volle Daseinsberechtigung, sie sind und handeln authentisch, sie streiten sich, sind füreinander da. Haben alle verschiedene Ansichten, Wünsche, Vorstellungen, Probleme. Das Buch hat wenig Action im filmischen Sinne, es geschieht so viel mehr im zwischenmenschlichen Bereich. Der Konflikt zwischen Phlox und Arthur um und mit Art entwickelt sich langsam und schwelt vor sich hin. Cleveland bekommt spitz, dass Art’s Vater ein hohes Tier in gewissen Kreisen ist und möchte so an einen Job bekommen.

Gefahren und Chancen gibt es an jeder Ecke und an überall schließen und öffnen sich Türen. Das Buch ist in meinen Augen sehr dynamisch, von wild bis frech und voller Anspannung bis hin zu Schwerelosigkeit und Wehmut. Der Plot lebt durch die Figuren, ist nicht immer leicht und auch nicht immer perfekt, aber genau das macht ihn erst glaubwürdig und nachhaltig.


In meinen Augen ein sehr interessantes, unbeschwertes und doch ernstes Buch, welches gar nicht mal so leicht zu beschreiben ist. Eine Leseempfehlung ist da eigentlich das Mindestes was man aussprechen sollte. Wer auch nur ein bisschen aufhorchen musste, sollte zugreifen.

Montag, 16. April 2012

Nick McDonell – Zwölf


Zwölf“ ist der Name des Buches welches Nick McDonell mit 17 Jahren verfasste, Zwölf ist der Name einer darin vorkommenden Droge und Zwölf ist ein ultrarasanter Jugendroman im typisch amerikanischen Stil.

Dreh und Angelpunkt ist White Mike. Er ist dünn, blass, irgendwie ganz anders und scheint so gar nicht in die oberflächliche und verwöhnte New Yorker Upper-Class zu passen. Verwöhnte Jugendliche, welche alle nur an Sex, Partys und Drogen denken, die von ihren Eltern mit Geld statt Interesse abgespeist werden und frei nach sämtlichen seichten, amerikanischen Collegefilmen alle erdenklichen,  intriganten, selbstverliebten und stupiden Klischees bedienen. Trotzdem kennt jeder White Mike und alle brauchen sie White Mike. Denn White Mike ist ihr Drogendealer.

White Mike selbst ist absolut clean, er dealt aus Langeweile. Geld wäre nicht das Problem. White Mike ist latent depressiv angeschlagen nach dem Tod seiner Mutter und er ist auch alles andere als dumm. Er liest Camus – Die Pest und betrachtet vieles zynisch, mitunter philosophisch.

Sein Cousin wird erschossen, sein Freund dafür verhaftet und alle planen sie für die große Silvesterparty. Sandra will auf dieser groß rauskommen und sich profilieren und benutzt dabei Chris. Claude –dessenBruder zieht sich von allem zurück und interessiert sich für Waffen, Andrew will endlich Sex, Jessica dürstet es nur noch nach Zwölf, koste es was es wolle.
Es gibt noch mehr Randfiguren, aber das ist hier nicht wirklich wesentlich.

Ein anfangs wilder Haufen an Charaktere, welche sich gegenseitig kaum kennen und trotzdem ständig miteinander in Kontakt kommen. Die Handlung startet 5 Tage vor Silvester und steuert in 98 Kapitel mit insgesamt gerade mal 230 Seite forsch, auf die große Fete zu, welche eine nachhaltige Überraschung bereit hält.

Ich selbst bekäme wohl meine vorgezogene Midlife Crisis, würde ich in solch einer flachen, doppelzüngigen Gesellschaft fernab von zwischenmenschlicher Moral aufwachsen und die Grundzüge dessen, hat man sicherlich schon zig Mal in stumpfen, pseudolustigen Hollywoodfilmen gesehen. Aber das ist hier teilweise herrlich überzeichnet und bitter kommentiert, dass es fast schon wie Realsatire wirkt.

White Mike passt dort einfach nicht rein, er will auch nicht wirklich dazu gehören – aber irgendwie ist er trotzdem dabei.

Wenngleich ich mich bei manchen Szenen künstlich aufregen könnte, das Buch ist absolut gelungen und doch irgendwie auch tief. Für deutsche Verhältnisse sicherlich nicht authentisch, aber dennoch ein Jugendbuch, welches seinen Namen gerecht wird und nicht mit Pseudoverständnis aufwartet.

Ein abgefahrenes Setting welches mehr hält als es auf dem ersten Blick verspricht, coole Sprüche von zynisch, tiefsinnig über kritisch, lässig und einprägsam, sehr flotte Szenenwechsel und ein dem klassischen Drama nachgeahmter Aufbau. Um es bei einer zottigen Sprache zu belassen. Das Buch fetzt!

Donnerstag, 5. April 2012

Brigitte Blobel – Rote Linien – Ritzen bis aufs Blut


Wieder mal ein Jugendbuch, dieses Mal von Brigitte Blobel welche mit ihrem Roman „Rote Linien – Ritzen bis aufs Blut“ ein in der heutigen Zeit unterschätztes Thema aufgreift. Was ich persönlich erwarte, ist eine tiefsinnige Geschichte, mit ausgearbeiteten Problemen und einem feinfühligem Vorgehen, welches das Emo Klischee nicht nährt, sondern gekonnt den Wind aus den Segeln nimmt.

Der Titel ist da schon der erste Reinfall, denn plakativer kann man, neben dem „wunderbaren“ Cover nicht anfangen. Ich will jetzt auch nicht selbst viel über den Inhalt verlieren, genau genommen ist der Klappentext ideal für die Beschreibung dieses Buches:

Kitty war bisher immer eine gute Schülerin gewesen. Aber jetzt hat sie Angst – vor der Schule, vor den Lehrern, eigentlich vor allem … Sven ist der Einzige, der merkt, dass Kitty wirklich Hilfe braucht. Aber da ist es schon fast zu spät.

Was aufgefallen? Ursache, Grund etc. pp. ist sehr Wischiwaschi und das wird auch im Buch selber nicht wirklich viel besser. Die helfende Hand Sven ist in meinen Augen äußerst unsensibel und unsympathisch, die dargestellte Welt der Jugendlichen veraltert, beziehungsweise äußerst absurd fremd für mich und spätestens als Selbstverletzendes Verhalten (SVV) in einem Topf mit Suizid geworfen wird, schrillen meine Alarmglocken! Das hat de facto nichts miteinander zu tun, sondern sind zwei sehr heikle Baustellen, welche sich überschneiden können, aber nicht zwangsläufig müssen. Trotzdem entsteht hier dieser Eindruck! Halte ich persönlich für einen fatalen Fehler.

Weiter steht in dem Klappentext: „[…] ein ernstes und schwieriges Thema, von der Autorin sensibel und einfühlsam umgesetzt.“
Bemüht, ich würde es auf ein wohlwollendes „bemüht“ herunter brechen. Die Autorin will sicherlich schon, aber das Ergebnis ist es nicht!

Dafür wird die Thematik viel zu oberflächlich behandelt und genau das sollte bei solch einem Fall nicht passieren. Auch den Psychiatrieaufenthalt – ohne jetzt zu viel spoilern zu wollen – finde ich sehr unglaubwürdig.

Für kurzweilige Unterhaltung steht es jedem frei zu lesen, aber für Interessierte in diesem Bereich würde ich dann doch lieber Paulo Coelho und „Veronika beschließt zu sterben“ empfehlen. Das ist zwar auch nicht 100%-ig orthodox, aber besitzt wesentlich mehr Tiefe und Gefühl.

Und ja – Achtung Falle! Paulo Coelho handelt nicht von SVV, nicht dass der falsche Eindruck entsteht. Aber da Blobel leider wirklich alles in einem Topf wirft, kann man sich aus den Zutaten ja das Beste rauspicken.

Sonntag, 12. Februar 2012

Anthony McCarten – Superhero


Das von Anthony McCarten geschriebene Buch „Superhero“ wurde unter anderem für den Deutschen Jugendpreis nominiert. Deswegen muss man es nicht unbedingt mögen, aber man sollte es auf keinen Fall zu vorschnell verurteilen. Weil es genau genommen doch bedeutend mehr Tiefe besitzt, als auf dem ersten Blick. Auch wenn es manchmal flach daher kommt.

Aber erst einmal zur Handlung: Donald Delphe ist 14 Jahre alt und hat zwei große Probleme. a) Er ist noch Jungfrau b) und hat Leukämie und daher nicht mehr ganz so viel Zeit um genau dies zu ändern. Außerdem ist er ein begnadeter Comiczeichner und zückt bei jeder Gelegenheit seinen Stift. Sein alter Ego ist ein Superheld namens MiracleMan und kämpft sich durch lüsterne Abenteuer mit seiner Freundin und gegen seinen Erzfeind Doktor Gummifinger.

Diese Welten verlaufen recht fließend. Donald denkt den Großteil der Geschichte in Szenen, nahtlos wechselt die Perspektive von der Realität in die Superheldenebene und zurück. Dies drückt sich auch deutlich aus, sei es durch das Schriftbild, Schriftart oder groß geschriebener Worte. So ist dieses Buch eben auch eine Schnittmenge aus vielen kleinen Comicpassagen und einer Erzählung, aus der wechselnden Sicht der handelnden Akteure.

In echt hat Donald keine Freundin und eben auch keine Erfüllung seiner sexuellen Wünsche.
Seine Freunde prahlen mit ihrer Erfahrung und hier ist das auch Buch zutiefst pubertär. Es ist offensichtlich ein Jugendbuch und man kann teilweise durchaus eine Verbindung zu „Berts ultimativen Katastrophen“ von Anders Jacobsson und Sören Olsson ziehen. Beide Protagonisten haben ein ähnliches Problem und ähnlich primitiv drückt sich dies auch in der Sprache aus.

Mit letzterem Buch, welches ich als Schullektüre(!) lesen musste, hatte ich persönlich meine Probleme. Ich fand es belanglos, uninteressant und einfach nur schlecht. Das mag sehr subjektiv sein, aber es entspricht wohl nicht im Geringsten meiner Art.

„Superhero“ schafft es aber durch dieses zusätzliche, ernsthafte Problem – sich nicht in solch einer Sackgasse fest zu fahren. Die Eltern zerreiben sich an der Sorge um ihren Sohn und rufen den befreundeten Psychologen Adrian um Hilfe.

Dieser nimmt sich der Sache an und hat mit Donald anfangs erhebliche Probleme. Dieser hat keine Lust irgendetwas zu ändern, hat längst aufgegeben zu kämpfen und strebt nur noch nach ersterem Ziel. Es dauert, bis die beiden besser miteinander klar kommen und sich eine interessante, zwischenmenschliche Beziehung zwischen den beiden entwickelt. Angewandte Methoden sind dabei der Kategorie extrem unorthodox zuzuordnen.

„Superhero“ ist definitiv ein überraschendes Jugendbuch. Sprachlich wie auch inhaltlich, primitiv und platt, aber auch humorvoll, makaber und sarkastisch, ehrlich direkt, trotzdem ernst und irgendwie verdammt tragisch. Das Buch ist mehr als es scheint. Das man sich an gewissen Punkte stoßen kann, kann ich nachvollziehen.

Aber es ist viel, viel mehr als nur Sex…

Sonntag, 29. Januar 2012

Ann Ladiges – Hau ab, du Flasche!

„Hau ab, du Flasche!“ von Ann Ladiges ist oder war ein sicherlich gern verwendetes Buch für den Schulunterricht und behandelt thematisch die Alkoholsucht. Das ganze ist leicht geschrieben und leicht zu lesen und mit 90 Seiten auch nicht wirklich ein zäher Wälzer.

Ich hab das Buch genau genommen 1,5x gelesen. Meine Meinung darüber war doch etwas zwiegespalten und da ich zwischenzeitlich viele andere Bücher gelesen habe, wollte ich so meine Erinnerung nochmals auffrischen und den Blick auf die Authentizität werfen.

Die Hauptperson Robert, war mir persönlich nämlich viel zu unsympathisch und wirklich viele Charakterzüge hat er auch nicht. Dass dies durchaus gewollt sein kann, fiel mir dann beim zweiten Durchgang auf.
Robert wird hauptsächlich durch sein Umfeld beschrieben und handelt auch fast nur durch die daraus entstehenden Situationen und Umstände.

Die ungewohnte Art der Dialogführung welche sehr fragmentarisch und befremdlich wirkt, macht ganz und gar Sinn, wenn man dies in das familiäre Spannungsfeld setzt. Dieses zeichnet sich durch Desinteresse und hochgesteckte Erwartungen aus, Stammtischgelaber von „echten Jungs“, übertriebene Sorgsamkeit, fragile heile Welten und einem legeren Umgang mit dem Schlüsselthema Alkohol.

Eine Außenseiterrolle in der Schule, ein cooler neuer Schüler welcher älter ist und dessen Respekt jeder haben will, Imponiergehabe und der Alkohol. „Kannst du mir besorgen?“ – Noten werden schlechter, Lehrer beschweren sich und werden plötzlich fies, Diebstahl, Geldprobleme, seltsame Typen, Schulden, Abhängigkeit – das ganze summiert sich immer schneller.

Die Geschichte ist chronologisch eingerahmt, der Leser wird sofort ins Geschehen geworfen, ein Ausblick steht am Anfang, dann der Sprung in die Vergangenheit, alles rückwärts aufgerollt, erklärt und beschrieben.

Lesenswert – durchaus, ob es für die 6te Klasse geeignet ist? Vielleicht, vielleicht auch nicht – es ist nur eine Geschichte, eine Version jenes komplexen Themas und Robert haftet in meinen Augen zu sehr das Loser Image an. Lippenbekenntnisse kann ein Lehrer damit auf jeden Fall bekommen, mehr wohl in der Regel aber nicht. Das ganze erinnert mich zu sehr an „Nicht Chicago. Nicht hier.“ von Kirsten Boie, welches ich in dem Alter über das Thema Mobbing lesen musste. Es kam nicht an in der Klasse, war unbeliebt, ein „Scheiß“-Buch, Thema verfehlt!

Das gleiche Problem haben wir hier auch. Die Dialoge unter den Jugendlichen sind gruselig abstrus. Pseudocool und übertrieben jung und lässig. Zudem spielt das Buch noch zu DM-Zeiten. Das lockt heute sicherlich keinen Schüler mehr hinter dem Ofen hervor.
Was ich persönlich lustig fand war die Beschreibung der Stadt. Ohne dass ein Name fiel weiß ich genau was gemeint ist, pendle 5x die Woche zur Arbeit dorthin und scheinbar hat sich nicht wirklich viel geändert.

Im Anhang befinden sich noch Kontaktadressen zur Suchtberatung. Es ist nicht wirklich schlecht, es ist bemüht, leicht verständlich und im Grunde auch nachvollziehbar. Aber richtig warm werde ich damit wirklich nicht.

Samstag, 17. Dezember 2011

Sergej Lukianenko - Die Ritter der Vierzig Inseln


Zugegeben, der Plot, welchen Sergej Lukianenko bei seinem Jugendroman Die Ritter der Vierzig Inseln kreiert, klingt ungewöhnlich, interessant und vielversprechend. Der vierzehnjährige Dima wird eines Tages um ein Foto von einem fremden Mann gebeten und fällt darauf hin im wahrsten Sinne des Wortes aus allen Wolken.
                              
Er landet auf einer Insel, wo schon andere Kinder wohnen und erfährt bald. Keiner weiß wo sie alle sind und wie sie dahin gekommen sind, jeder wurde irgendwie fotografiert. Es gibt 40 Inseln mit je ca. 5 bis 12 Bewohnern. Jede Insel grenzt an drei weitere Inseln, welche tagsüber durch gigantisch lange, aber schmale Brücken verbunden sind. Nachts schrumpfen die Brücken wieder und die Verbindung wird wieder gekappt.

Das ganze funktioniert nach festen Regeln welche von denen da oben festgelegt werden. Aliens? Götter? Die Kinder wissen es nicht, sie mutmaßen nur und spekulieren, wilde Sagen und Gerüchte kursieren. Nur eines wissen sie alle: Nur wer alle 40 Inseln erobert hat, darf zurück zur Erde. Schaue nachts nie nach oben und verstoße nie gegen die Regeln. Wessen Insel erobert wurde, der muss für die Gewinner kämpfen und hat keine Chance mehr heimzukehren,

Und so werden jeden Tag Wachen zu jeder Brücke geschickt, wird täglich erbittert und erbarmungslos gekämpft, wobei keine Seite den Sieg von sich tragen kann. Holzschwerter verwandeln sich für den Gegner in Eisenschwerter, Essen und Proviant taucht jeden Tag wie von Geisterhand in den Vorräten auf und irgendwie – denkt sich Dima, muss es doch einen anderen Weg geben, da raus zu kommen.

Für ein Jugendbuch reflektiert und behandelt das Buch erstaunlich viel. Sinn und Sinnlosigkeit, Vertrauen und Verrat, Liebe und Hass, Gesellschaft und Struktur – all diese Probleme erwachsener Menschen, werden hier auf Kinder abgeladen. Verzerrte Parallelen zur Realität können gut gezogen werden und geben dem ganzen auch für ältere Leser durch seine Surrealität und abstrusen Vorgänge einiges zum Nachdenken.
Auch die Charaktere dieses ungewöhnlichen Fantasyromans, welcher nicht so wirklich einer der klassischen, austauschbaren Art sein will – sind durchdacht und sympathisch, handeln schlüssig und zeigen Eigenständigkeit.

Eigentlich perfekt, wäre da nicht das schludrige Ende – welches das Ganze irgendwie noch abrundet oder abrunden versucht, weil die Geschichte an einen Punkt angelangt ist, wo eine innovative Lösung der fast schon revolutionären, zumindest aber absolut eigenständigen Story, nicht mehr ganz so leicht aus dem Ärmel zu schütteln ist und ganz schön viel an Erklärungbedarf benötigen würde.

Schade, denn ansonsten macht das Buch wenig falsch und erstaunlich und erfrischend viel richtig.