Och herje, jeder der sich auch nur ein bisschen mit dem Büchermarkt auskennt oder sich zwischenzeitlich in kulturellen Feuilletons verliert kann das gewaltige Blätterrauschen kaum überhört haben.
Das Buch des Jahres schlechthin kommt auf den deutschen Markt und scheint in Amerika sämtliche dagewesene Rekorde zu brechen und selbst Harry Potter zum kleinen Schuljungen zu degradieren. Klar dass da jeder was vom großen Kuchen abbekommen möchte, nur ist das Buch nicht ohne oder umumstritten.
Um es auf den Punkt zu bringen, Shades of Grey deckt auf provozierende Art und Weise sämtliche Schockeffete rund um das Thema Sex ab und verliert sich in den Untiefen des Sado Massos, Gewalt, Macht, Erniedrigung und sonstigen Wunschträumen übertriebener männlicher Stärke.
Eine kontroverse Diskussion ist hier natürlich vorprogrammiert, welche auch zu recht geführt werden darf - ihre Blüten gipfeln aber noch in wesentlich absurderen Formen. Psychologen philosophieren über den heimlichen Wunsch der Unterdrückung der Frau, welcher natürlich in Zeiten der Emanzipation nicht gegeben ist und kirchliche Großkonzerne fahren einen mehr als nur peinlichen Zick-Zack Kurs, da der Mamon natürlich trotz Ablehnung des Menschenbildes nicht ganz außer Acht gelassen werden kann.
Dass das Ganze literarisch mitnichten wertvoll sein dürfte, steht natürlich außer Frage - vielmehr halte ich das Ganze für eine weitere aufgepumpte und aufgeblähte Mediensensation, welche bis zum Erbrechen durchsexualisiert und unnötig ist.
Was mit "Feuchtgebiete" funktionierte, wird auch hier mit "Shades of Grey" funktionieren und wer eins und eins zusammen zählt, darf erraten welche Schwemme wohl bald in der Mache sein dürfte, wenngleich das meiste am liebsten nur verstohlen unter der Ladentheke verkauft wird. Der Seriösiät halber.
Was auf jeden Fall fehlt ist ein Standpunkt, daher nackt und unverblühmt:
Ich halte von diesem Buch absolut gar nichts, der Leseausschnitt in der BILD Hier (okay das mit dem kulturellen Feuilleton nehm ich wieder zurück) hat mir schon mehr als gereicht und mich in meiner Meinung nur bestätigt. Man mag mir vorwerfen spießig und verklemmt zu sein, ob ich es schlussendlich bin ist eine andere Sache, aber in meinen Augen hat dieses Buch keinen kulturellen Wert, ist zur Unterhaltung mehr als fragwürdig und zumindestens für mich unbrauchbar. Wer solche sexuellen Vorlieben hat ist in meinen Augen nicht unbedingt ein schlechterer Mensch, mir erscheint dies im Gesamten aber eher als unreflektierter, medialer Massenvoyeurismus. Wer einen Mangel an Unterdrückung hat kann sich gerne in eine Burka zwängen und in undemokratische Länder auswandern. Aus deren Sicht sicherlich ein nicht nachvollziehbares Luxusproblem der westlichen Gesellschaft. Ich werde das Buch auf jeden Fall NICHT lesen!
Es ist toll wenn mal wieder, mehr oder überhaupt gelesen wird, aber warum zur Hölle immer der letzte Müll?! Statt sich von einer kaputten Medienwelt leiten zu lassen, könnte man sicherlich auch mal einen x-beliebigen Buchhändler fragen. Die helfen sicherlich besser weiter... ;)
[[Nachtrag: 12.07.2012:]]
Zufällig gestern beim Mails checken auf weitere unnütze Bücher gestoßen: "One-Night-Stand. Aufzeichnungen einer Philosophiestudentin" von dem Pseudonym Swantje Marx welches frisch erscheint und mit banalen Sexthemen aufkreuzt, die kleinen Ausschnitte lesen sich ähnlich stumpf und überflüssig wie die geheimen Berichte von Katzenbergers "Sei schlau stell dich dumm".
Heute wurde ich nach dem Buch von Cem Yildiz gefragt, welcher mit "Fucking Germany" ebenso ganz oben in der Kategorie überflüssig steht.
Man kann zwar mit viel Wortdreherei in Feuilletons allem irgendwie einen künstlerischen, tragischen, gerade zu das Tabu zerberstende Streben nach Freiheit und Erfüllung des Individuums in der bedrohlichen Welt des alltäglichen Schreckens, der Einsamkeit und Langeweile sehen, aber bla bla. Keine Ahnung woher dieses Geltungsbedürfnis der Selbstoffenlegung momentan entspringt, warum es so gefragt ist und welch gesellschaftliches Phänomen ich neben der Kommerzialisierung übersehen habe, aber ich bleibe bei der alten Maxime:
Über Sex redet man nicht, man hat ihn oder - wer zuviel darüber redet, hat ihn womöglich gar nicht. ;)