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oder verpass das Schönste.
Buch, Bücher, am büchsten - hier gibt's viele bunt durchgewürfelte Buchrezessionen und Empfehlungen, weil es eben mehr als nur ein Zeitvertreib ist.

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Dienstag, 28. August 2012

Jack Ketchum – Amokjagd






Ein ultrafieses Buch! Carole Gardner wurde jahrelang von ihrem Ehemann gequält, geschlagen und missbraucht. Trotz Trennung und richterlichen Verbots ihr näher zu kommen, lässt ihr Ex-Mann Howard keine Ruhe. Zusammen mit ihrem neuen Freund Lee plant sie daher den perfekten Mord an Howard.

Dieser funktioniert auch erstaunlich gut, wird leider aber von Wayne Lock gesehen. Einem ausgesprochenem Psychopathen welcher gerade erst seine Freundin beim Sex beinahe erwürgt hatte und den Gedanken einen Menschen zu töten liebt. Und dieser meint jetzt endlich jemanden gefunden zu haben, mit dem er seine kranken Vorlieben ausleben kann, da diese etwas geschafft hatten, wovon er bislang nur träumen konnte.

Und es sei wohl nicht zuviel verraten, wenn ich sage, dass er die beiden unfreiwillig mit auf seine geplante Tour nimmt.
Hierbei könnte ich mokieren, dass der Titel absolut bescheuert übersetzt wurde. Auf Englisch schallt sich das Buch „Joyride“ zu Deutsch „Spritzfahrt/Spritztour“ und dies ist dem Ganzen, wenngleich bitterironisch mehr entsprechend als der übersetzte Titel Amokjagd. Zur Verdeutlichung: Entgegen der weitläufigen, medialen Falschinterpretation ist ein Amoklauf, eine Amokjagd oder was auch immer Amok heißt, abgeleitet von der Malaiische Sprache (meng-âmok) –„in blinder Wut angreifen und töten“ NIEMALS eine gezielte oder durchgeplante Tat sondern immer eine einem blindwütigen Impuls folgende Reaktion!

Hier wird nie und nimmer in auch nur irgendeiner Art und Weise Amok gelaufen! Diese Erwartungshaltung, welche man beim Lesen des Titels somit bekommen könnte, erweist sich als vollkommen falsch.

Wir haben mit Lock einen verdammten Bastard, welcher in seiner wahnsinnigen Welt die Begriffe „Bewunderung“, „Freundschaft“ und „Anerkennung“ in verheerend falsch gemeinter Gutmütigkeit fehlinterpretiert und eiskalt durchgeplant seinen irrsinnigen, willkürlichen Höllenritt mit seinen beiden Geiseln als Zeugen durchführt.

Dem Autor ist hier auf erschreckende Art und Weise ein kompliziertes Monster gelungen, welches man als Leser am liebsten durch den Buchdeckel hindurch erschlagen möchte um den Beiden zu helfen. In bislang keinem hier vorgestellten Roman ist es einem Autor bislang so gut gelungen, überhaupt eine und dann so intensive Wut auf einen künstlich erschaffenen Charakter zu erzeugen.

Die Sichtwechsel zwischen potentiellen Opfern, der Polizei und Lock inklusive seiner unfreiwilliger Begleitung schafft ein ultrafieses Bild der Hilflosigkeit und baut einen
unglaublichen Sog auf. Ich hab dieses Buch irre schnell verschlungen und kann es jedem empfehlen, der es seinem Puls zutraut nicht sofort auf 180° hochzuschnellen.

Ein richtig, richtig gemeines Buch…

Mittwoch, 4. Juli 2012

[COMIC] Purgatory: God Killer #1 (von 2) (Chaos Comics Deutschland)


Ich hab keine Ahnung, wie genau ich jetzt ein Review über einen Comic abhalten soll, es gehört meiner Meinung nach aber ebenso zur Literatur dazu. Darüber kann man sich jetzt streiten, aber nicht an dieser Stelle.
                             
Comic Erfahrung meinerseits, gering ehrlich gesagt. Klar Donald Duck und Co. sind mir vertraut, Asterix ebenso – aber irgendwie hört es da schon auf. Ich hatte eine zeitlang vom Nachhilfe Unterricht Comics für Erwachsene auf französisch, aber da hab ich ehrlich gesagt kein Wort verstanden.

Als erste zählbare Referenz führe ich die „The Dark Tower“ Comic Reihe von Stephen King auf, von welcher ich den ersten Band  „The Gunslinger Born“ las. Gut der Slang war auf englisch auch nicht gerade so verständlich, aber ich kam damit einigermaßen klar. Zeichnung und Plot fand ich sehr gelungen und ich hab somit ein Level von dem aus ich anfangen kann.

Wirklich vergleichbar ist der vorliegende Comic allerdings nicht. Purgatory sagte mir auch nur insofern etwas, dass meine erste gekaufte CD von Iced Earth die „Days of Purgatory“ war und gleich genannte Heldin auf dem Cover prangte. So gesehen waren es eher nostalgische Gründe, welche mich bewogen ca. 8 Jahre nach dem damaligen CD Kauf, auf einer Platten und Comic Börse mir diesen Comic zu angeln.

Problem 1: Die Purgatory Serie ist eine endlos lange Reihe von Einzelheften von deren Chronologie ich nicht die geringste Ahnung habe.

Lösung: Einfach ignorieren und drauf los lesen, denn…

Problem 2: Die Story ist so was von ultradünn und immergleich. Ich hab mir den ganzen Plot im Netz reingezogen, vom ewig währenden Kampf der ägyptischen Vampirgöttin
gegen Lady Death und Co. bei dem immer wieder ein neuer stärkerer Gegner kommt, den sie mit viel Geschrei und Dramatik besiegt und Purgatory immer irgendwann wieder gefangen wird, wenn sie es fast geschafft hat und somit jedes mal von ganz unten anfangen muss.

Fokussiert auf das vor mir liegende Heft lässt sich die Geschichte wie folgt beschreiben:

Purgatory wacht ultraknapp bekleidet und mit zerrissenen Klamotten in einem Bett auf, hat einen kurzen Blackout, wird aber von ihrer Liebesgefährtin der letzten Nacht, Rakshasa beruhigt. Da dämmert es ihr auch schon: sie wurde mit fünf anderen Leuten eingeladen die Essenz der drei zurückgehrenden ägyptischen Götter aufzunehmen und wurde wohl kurz zuvor von dem Amerikaner Davis beinahe gehäutet.

Da schaltet sich schon ein Totenbeschwörer in ihrem Geist ein und ehe sie sich versieht ist sie eingesperrt in einem Käfig und bekommt die Regeln erklärt. Von den sechs Anwärtern müssen jeweils zwei gegeneinander kämpfen um von den Göttern begünstigt zu werden. Purgatory ist hierbei besonders scharf auf die Macht von Set, genauso wie eben Davis auch.

Mit ihrer telekinetischen Fähigkeiten schlüpft Purgatory in die Geister der anderen Akteure und sieht zuerst den Kampf um die Macht Tehuts, anschließend den Fight für die Gunst Lady Isis den ihre Freundin gewinnt und muss anschließend selbst ran.

Danach braucht sie nur noch den Beschwörungsstein, zu dem sie auch noch einen Kampf zu fighten hat, da die unterlegenen Gegner nicht abziehen solange sie nicht tot sind und DANN gibt es auf der letzten Seite noch eine Überraschung, weil dann ist da schon wieder wer und mehr siehe nächstes Heft….

Wie gesagt, die Story ist mehr als flach, Sätze wie „Als Produkt einer Vergewaltigung durch einen Dämonen tötete Rakshasa den Mann ihrer Mutter bei der Geburt“ sind Gang und Gebe. Die Kämpfe sind mir viel zu kurz um diesen Hollywood alike „Spannungsbogen“ von Der-Held-kämpft-stirbt-fast-kämpft-doch-noch-weiter-bis-zum-Comebacksieg wirklich zu durchlaufen, 2-3 Bilder sind da rein plakativ und nicht wirklich dramatisch. So präsentiert sich der Comic farbenfroh, äußerst blutig, spektakulär, großbrüstig und insgesamt in meinen Augen stark gezeichnet. (Meine Lieblingsseite hab ich mal eingescannt, nicht wegen den Titten – dem wütenden Gesichtsausdruck!!! *g*.)

So was finde ich ganz nett, aber jedes Mal 3€ für die 5 Minuten Lektüre zu zahlen ist mir für den gesamten Plot um ein vielfaches zu teuer, ganz abgesehen davon, dass es die meisten Comics gar nicht mehr gibt, da die Serie längst eingestellt wurde bzw. Chaos Comics insolvent gegangen ist. Für dieses Vermögen welches ich dafür auf den Tisch blättern müsste, sind mir nur gute Bilder dann doch zu wenig. Einzelexemplare zum kurzweiligen Zeitvertreib gerne, mehr aber wirklich nicht. Es blieb dann halt doch bei der Nostalgie…

Donnerstag, 28. Juni 2012

Mo Hayder – Die Sekte


Ja wie fang ich am besten damit an. Von Mo Hayder hatte ich vor langer Zeit schon „Die Behandlung“ gelesen und fand es nicht schlecht, aber unnötig brutal. Leider scheint dies eines ihrer Stilmittel zu sein, denn auch „Die Sekte“ muss in Sachen Brutalität, Absurditäten und ekelhaften Beschreibungen in keiner Weise zurückstecken.

Vermischt mit satanistisch angehauchten Ritualen und Symboliken ruft dies bei mir schon leicht spöttisches Stirnrunzeln hervor. Meiner Meinung nach muss man nicht zwanghaft absurde und brutale Szenerien entwerfen um wirklich „verstörend und eindringlich“ zu sein, wie The Observer zitiert wird.

Aber kommen wir zum Plot:

Eine abgeschottete Insel vor der Küste Schottlands auf der sich eine kleine Gruppe eingenistet hat, welche sich „Gemeinde für Psychogenes Heilen“ schallt und vom umliegenden Festland mit Gerüchten übersäht wird. Dazu trägt neben der Verschlossenheit auch noch ein abartig, übler, ekelerregender, schrecklicher, widerwärtiger Geruch bei, welcher zusammen mit schrecklich zerhäckselten, verstückelten Tierkadavern regelmäßig ans Festland angeschwemmt wird. Hinzu kommen noch Videoaufnahmen eines merkwürdigen Wesens mit einem gespaltenen Schwanz.

Um diesen Gerüchten den Wind aus den Segeln zu nehmen, lädt die Gruppe den berühmten Journalisten Joe Oakes ein, welcher sich auf die Entzauberung übernatürlicher Ereignisse spezialisiert hat. Dieser hat nebenbei noch eine offene Rechnung mit dem scheinbar charmanten Sektenführer Malachi Dove. Er wittert also eine große Story.

Der Plot wird abwechselnd aus der Perspektive Joes und von seiner, sehr unsympathischen und hysterischen Frau Alexandra erzählt. Mir persönlich ging diese Figur jedenfalls tierisch auf die Nerven.

Und ich müsste, um mehr zu tun als den Klapptext nachzuerzählen, ein ganz klein, klein wenig Spoilern! Ich versuch das ganze insofern zu verschleiern, dass ich dir Schriftfarbe auf weiß stelle, d.h. der Text ist nur sichtbar, wenn man entsprechenden Bereich mit dem Cursor markiert.

Denn angekommen muss Joe feststellen, dass Malachi gar nicht mehr unter den Gemeindemitgliedern weilt, sondern sich abgesondert hat und anderweitig auf der Insel ein schwer gesichertes Domizil errichtet hat. Als er sich entgegen aller Warnungen auf den Weg dorthin macht, muss er bei der Rückkehr feststellen, dass Malachi – endgültig den Verstand verloren – sämtliche Gemeindemitglieder abgeschlachtet hat und sich auf Festland abgesetzt hat. Und dort ist unter anderem auch Joes Frau. Das ganze hat sich somit gedreht und Jäger und Gejagter haben die Positionen getauscht. Mehr will ich auch schon gar nicht verraten.

Zu Gute halten kann man dem Buch auf jeden Fall, eine sich steigernde Spannung gegen Ende welches in einem schockierend überraschenden Finale gipfelt. Das ist im ersten Moment ein wahrer Donnerschlag und absolut unvorhersehbar, bei genauerem Betrachten aber nicht ganz fehlerfrei. Ich zumindest hab ein klein wenig Probleme damit, dies als „Lösung/Ende“ so zu sehen.

Ich müsste den Thriller wahrscheinlich noch einmal lesen um zu überprüfen, ob solch eine Wendung hieb- und stichfest ist, bzw. ob es nicht Andeutungen diesbezüglich schon gab, welche ich (leider?) vollkommen übersah. Auf mich wirkt das ganze viel zu konstruiert.

Es bleibt ein spannendes Buch mit teils überzeugenden, teil nervigen Charakteren, welches sich in meinen Augen viel zu sehr in blutrünstigen Beschreibungen verliert und der Plot. Ach herje, es wird zwar einiges wissenschaftlich fundiert nachgeschoben, aber diesen pseudo-satanische Kram kann ich nicht ganz ernst nehmen. Ich such mir solche Bücher teilweise gezielt aus, werde aber fast jedes Mal enttäuscht, da sich hinter dieser gesellschaftlich tabuisierten Maskerade des ultimativen Bösen oft nur stereotypische Klischees warten, welche in ihrer scheinbarer Einfachheit der Sensationspresse entnommen zu sein scheinen.

Ich muss daher Karin Slaughter entschieden widersprechen, welche in diesem Buch den großen Überwurf sieht. „Die Sekte“ übertrifft nicht alles, was Mo Hayder bislang geschrieben hat, eingangs erwähntes Buch ist schon ein erstes Zeugnis für meinen Widerspruch – aber für unverfängliche Grausamkeiten und kurzweilige Spannung ist es doch noch gut genug.