Nicht nur der Fall an sich ist es, welcher bei „Bis zum
bitteren Ende“ von Nicci French zu überzeugen weiß, es ist auch die
interessante Mischung der Protagonisten und ihr psychologisches Zusammenspiel,
was diesen Thriller ausmacht.
Wir befinden uns in London und sehen die Handlung aus den
Augen von Astrid, einem Fahrradkurier welche das zweifelhafte Glück hat,
innerhalb kürzester Zeit unmittelbar über zwei Leichen zu stolpern. Astrid lebt
zusammen mit 5 Freunden in einer WG und die Dynamik innerhalb dieser WG ist der
Dreh- und Angelpunkt des ganzen Romans.
Da wäre zum einem Miles, dem Hausbesitzer und gleichzeitig
ihrem Ex-Freund, welcher mit seiner neuen, giftspritzenden Freundin Leah in das
Haus einziehen und die WG notgedrungen auflösen will oder dazu gedrängt wird
dies zu wollen. Aber auch undurchsichtige Charaktere wie Owen oder Mick, die
durchgedrehte Pippa, den netten Davy und den sich mehr oder weniger durchschnorrenden Dario.
Die Charaktere streiten sich, sind verschiedener Meinung,
reiben sich aneinander auf – aber irgendwie hat man Anfangs noch ein ziemlich
heimeliges, wohliges Gefühl.
Spätestens als Leah aber vermehrt auftaucht und die ganze WG
aufgrund der Leichenfunde unter Verdacht gerät, ändert sich dies aber
zunehmend. Plötzlich redet man hintereinander, Gerüchte werden gestreut und als
sich das ganze scheinbar auflöst, kommt zack – ein Wechsel.
Alles was bisher passierte wird jetzt aus der Sicht des
Täters erzählt, die ganzen vorherigen, noch harmonischen Szenen bekommen einen
herben Beigeschmack und wie auch der Leser es nicht ahnte, sieht man, das
niemand der Hausbewohner den wahren Täter für den Täter hält.
Dieser Schnitt ist in gewisser Weise sehr gut gelungen und
ein wirklich überraschendes Stilmittel.
Der wesentliche Blick für das Zwischenmenschliche und die
gruppendynamische Entwicklung, sowie auch eben jener kühne Umschwung, trösten
mit Bravur über das doch sehr rasche Ende und kleinen Schönheitsfehler hinweg.
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