...

oder verpass das Schönste.
Buch, Bücher, am büchsten - hier gibt's viele bunt durchgewürfelte Buchrezessionen und Empfehlungen, weil es eben mehr als nur ein Zeitvertreib ist.

Samstag, 21. Januar 2012

Patricia Highsmith – Der Schneckenforscher

Das im Diogenes Verlag erschienene Buch „Der Schneckenforscher“ von Patricia Highsmith ist ein (inklusive Vorwort und Nachwort) nicht ganz 300 Seiten umfassendes Sammelwerk von 11 ihrer Kurzgeschichten.

Thematisch haben diese Geschichten nicht im Geringsten etwas miteinander zu tun, aber sie vermitteln alle ein recht bedrückendes Gefühl. Überspitze und doch alltägliche Absurditäten, gepaart mit psychologischen Krankheiten, ungewöhnlichen Vorlieben oder unschönen Erlebnissen - allen Geschichten gelingt es überwiegend überzeugend und authentisch zu wirken und in ihrer ganzen Kürze enorm an Atmosphäre zu gewinnen.

Es sind absolut keine schönen Geschichten, es sind kurzweilige, aber dennoch fesselnde, teils auch nachhaltige Geschichten, es sind verstörende wie auch spannende, es sind kritische und auch nachdenkliche Geschichten, aber auf keinen Fall belehrende Geschichten.

Sie sind düster ohne an Authentizität zu verlieren, sie sind oft erschreckender weise nicht übersinnlich, trotzdem sind sie nicht normal. Wobei die Definition von Normalität in Anbetracht der Geschichten in der Tat eine interessante Frage wäre.

Ich werde nicht auf alle Kurzgeschichten jetzt eingehen, ich reiße nur ein paar wenige an. Inhaltlich kann ich nicht sehr in die Tiefe gehen sondern nur mehr einen Überblick verschaffen, sonst müsste ich sie komplett selbst erzählen:

„Der Schneckenforscher“ behandelt ein sehr komisches Hobby eines Mannes, welcher fasziniert ist vom Leben der Schnecken und dieses über alles stellt. Das ganze nimmt sehr absurde Züge an und das Ende ist ironisch und trotzdem traurig unaufhaltsam.

„Die Schildkröte“ ist eine ziemlich schockierende Geschichte über ein mehr als gestörtes Mutter-Kind Verhältnis, von Demütigungen und unfairen Machtspielchen. Auch hier ist das Ende heftig, die Geschichte sehr aufwühlend.

„Auf der Suche nach Soundso Claveringi“ ist mehr oder weniger eine richtige Horrorgeschichte. Die Suche nach einem scheinbaren Fabelwesen gewinnt trotz der bewussten und passenden Gemächlichkeit enorm an Spannung.

„Die Heldin“ ist ein einziger wahnsinniger Verzweiflungsschrei nach Anerkennung und Bestätigung einer wahrlich verrückten jungen Frau. Die dafür in Gang gesetzten Mittel sind mehr als nur gefährlich und das erstellte Portrait der Frau ist in all seinem Wahnsinn glaubhaft gelungen.

„Die Barbaren“ ist ein hilfloses Aufbegehren eines alten Mannes gegen Randalierer, welcher sich nichts mehr wünscht als in Ruhe daheim malen zu können. Auch hier eskaliert alles irgendwann und ist nicht mehr aufzuhalten.

Empfehlenswert sind sie theoretisch für jeden, aber ob jeder damit etwas anfangen kann bezweifle ich stark. Qualitativ sind sie über jede Kritik erhaben, der persönliche Geschmack und der Nutzen davon sind hier eindeutig die zutiefst subjektiven Entscheidungskriterien ob des Gefallens.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen