Das von Anthony McCarten geschriebene Buch „Superhero“ wurde
unter anderem für den Deutschen Jugendpreis nominiert. Deswegen muss man es nicht
unbedingt mögen, aber man sollte es auf keinen Fall zu vorschnell verurteilen.
Weil es genau genommen doch bedeutend mehr Tiefe besitzt, als auf dem ersten
Blick. Auch wenn es manchmal flach daher kommt.
Aber erst einmal zur Handlung: Donald Delphe ist 14 Jahre
alt und hat zwei große Probleme. a) Er ist noch Jungfrau b) und hat Leukämie
und daher nicht mehr ganz so viel Zeit um genau dies zu ändern. Außerdem ist er
ein begnadeter Comiczeichner und zückt bei jeder Gelegenheit seinen Stift. Sein
alter Ego ist ein Superheld namens MiracleMan und kämpft sich durch lüsterne
Abenteuer mit seiner Freundin und gegen seinen Erzfeind Doktor Gummifinger.
Diese Welten verlaufen recht fließend. Donald denkt den
Großteil der Geschichte in Szenen, nahtlos wechselt die Perspektive von der
Realität in die Superheldenebene und zurück. Dies drückt sich auch deutlich
aus, sei es durch das Schriftbild, Schriftart oder groß geschriebener Worte. So
ist dieses Buch eben auch eine Schnittmenge aus vielen kleinen Comicpassagen
und einer Erzählung, aus der wechselnden Sicht der handelnden Akteure.
In echt hat Donald keine Freundin und eben auch keine
Erfüllung seiner sexuellen Wünsche.
Seine Freunde prahlen mit ihrer Erfahrung und hier ist das
auch Buch zutiefst pubertär. Es ist offensichtlich ein Jugendbuch und man kann
teilweise durchaus eine Verbindung zu „Berts ultimativen Katastrophen“ von
Anders Jacobsson und Sören Olsson ziehen. Beide Protagonisten haben ein
ähnliches Problem und ähnlich primitiv drückt sich dies auch in der Sprache
aus.
Mit letzterem Buch, welches ich als Schullektüre(!) lesen
musste, hatte ich persönlich meine Probleme. Ich fand es belanglos,
uninteressant und einfach nur schlecht. Das mag sehr subjektiv sein, aber es
entspricht wohl nicht im Geringsten meiner Art.
„Superhero“ schafft es aber durch dieses zusätzliche,
ernsthafte Problem – sich nicht in solch einer Sackgasse fest zu fahren. Die
Eltern zerreiben sich an der Sorge um ihren Sohn und rufen den befreundeten
Psychologen Adrian um Hilfe.
Dieser nimmt sich der Sache an und hat mit Donald anfangs
erhebliche Probleme. Dieser hat keine Lust irgendetwas zu ändern, hat längst
aufgegeben zu kämpfen und strebt nur noch nach ersterem Ziel. Es dauert, bis
die beiden besser miteinander klar kommen und sich eine interessante,
zwischenmenschliche Beziehung zwischen den beiden entwickelt. Angewandte
Methoden sind dabei der Kategorie extrem unorthodox zuzuordnen.
„Superhero“ ist definitiv ein überraschendes Jugendbuch. Sprachlich
wie auch inhaltlich, primitiv und platt, aber auch humorvoll, makaber und
sarkastisch, ehrlich direkt, trotzdem ernst und irgendwie verdammt tragisch. Das
Buch ist mehr als es scheint. Das man sich an gewissen Punkte stoßen kann, kann
ich nachvollziehen.
schönes Buch...hab ich damals im Mittelpunkt meiner Pubertät gelesen...
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