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Donnerstag, 23. Februar 2012

Josh Bazell - Schneller als der Tod


Es mutet ungemein selbstbewusst und von sich selbst überzeugt an, wenn man auf der Rückseite eines Buches kein Wort über den Inhalt verliert sondern nur fleißig Lobhuldigungen aus allen möglichen Zeitungen zitiert und schon auf dem Cover den eingeheimsten Preis vorführt.
Aber was Josh Bazell hier mit „Schneller als der Tod“ auf die Beine gestellt hat, gibt auch das vollkommene Recht dies zu tun.

Zwar findet sich auf fast jedem drittklassigen Buch irgendein lobendes Wort, aber hier trifft auch jedes davon voll und ganz zu! Der beste Thriller den ich seit sehr, sehr langer Zeit gelesen habe, aber fangen wir von vorne an.

Protagonist ist Dr. Peter Brown, so ziemlich der einzige, fähige Arzt in einem chaotischen Krankenhaus in Manhattan. Allerdings heißt er eigentlich Pietro Brnwa und nicht Peter Brown und war unter dem Namen „Bärentatze“ bekannt und gefürchtet als ein höchst effektiver Mafiakiller.
Seine Doktorarbeit ist nur seine neue Identität, aber diese soll nicht lange geheim bleiben.

Gleich auf den ersten vier Seiten wird er von einem x-beliebigen Räuber überfallen, welchen er fachgerecht und anatomisch korrekt außer Gefecht setzt und zur Vorsorge gleich die notwendigsten Notaufnahmemaßnahmen ergreift.

Und diese ersten vier Seiten geben auch schon den Ton an und zeigen was man erwartet. Eine sehr direkte, ungeschönte Sprache, gepaart mit fachlicher Kompetenz und detaillierten Schilderungen welche Knochen und Sehnen wo verlaufen, brechen, schmerzen und kaputt gehen – verbunden mit knallharter und rasanter Action.
Auch bei Kampftechniken, Schusswaffen, Krankheiten, Operationen – Josh Bazell kennt sich aus, scheint gründlich recherchiert zu haben so dass der Eindruck entsteht, als wisse er über was er schreibt.

Ein paar Dialoge weiter wird er von einem alten Bekannten auch schon als die Bärentatze entlarvt und hat damit ein dickes Problem. Denn die Mafia hat noch ein Hünchen mit ihm zu rupfen und schickt schon die Killerkommandos los. Gleichzeitig warten die verschiedensten Patienten dringend auf Hilfe, welcher die überarbeitenden und nur noch Dank Aufputschmitteln arbeitsfähigen Ärzte mühevoll aufbringen. Und die kann er, als der einzige Arzt mit Durchblick nicht ihren Schicksal überlassen.
Das Gesundheitssystem der USA erfährt so, wie auch vieles andere unterschwellig wie auch offensichtlich eine volle Breitseite Kritik.

Es ist ein irrsinniger Wettlauf, welcher mit einem rabenschwarzen und trockenen Humor getragen wird, welcher kaum zu beschreiben ist. So komme ich nicht umhin eine kleine Passage zu zitieren:
„Himmel“, sagt er. „Soviel ich weiß, hab ich sowieso Krebs.“
„Den hast du.“
„Was heißt das?“
„Ich hab gerade deinen Biopsiebefund gelesen.“
„Himmel! Krebs! Ist es schlimm?“
„Nein, fabelhaft. Deswegen will doch jeder Krebs haben.“

Das wirkt aus dem Kontext gezogen bestimmt nicht so gut, aber das Buch ist voll mit dieser Art des Humors und ironischen, sarkastischen Kommentaren.

Parallel wird dazu auch noch erzählt, wie es zu dem kam, wie es jetzt eben ist. Pietro wuchs bei seinen Großeltern auf, welche ermordet wurden als er gerade mal 14 Jahre alt war. Sein damals bester Freund war der Sohn eines Mafiapaten, welcher sie seiner an nahmen und ihm die Möglichkeit zur Rache boten. Und so beginnt sich das Rad zu drehen.

Das Buch ist ultrarasant, hochspannend, witzig, überraschend, sarkastisch, rundum gelungen und wartet mit einem derart überdrehten, geilen Ende auf, dass man sich seinen Tarentino in dem eh schon bildgewaltigen Thriller direkt ins Wohnzimmer holt.

Richtig, richtig abgefahren und wer jetzt auch nur ansatzweise neugierig geworden ist, sollte sich das Buch sofort zulegen! Denn dann kann ich eine uneingeschränkte Kaufempfehlung aussprechen. Ich will auf jeden Fall mehr davon!

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