Es mutet ungemein selbstbewusst und von sich selbst
überzeugt an, wenn man auf der Rückseite eines Buches kein Wort über den Inhalt
verliert sondern nur fleißig Lobhuldigungen aus allen möglichen Zeitungen
zitiert und schon auf dem Cover den eingeheimsten Preis vorführt.
Aber was Josh Bazell hier mit „Schneller als der Tod“ auf die
Beine gestellt hat, gibt auch das vollkommene Recht dies zu tun.
Zwar findet sich auf fast jedem drittklassigen Buch
irgendein lobendes Wort, aber hier trifft auch jedes davon voll und ganz zu!
Der beste Thriller den ich seit sehr, sehr langer Zeit gelesen habe, aber
fangen wir von vorne an.
Protagonist ist Dr. Peter Brown, so ziemlich der einzige,
fähige Arzt in einem chaotischen Krankenhaus in Manhattan. Allerdings heißt er
eigentlich Pietro Brnwa und nicht Peter Brown und war unter dem Namen „Bärentatze“
bekannt und gefürchtet als ein höchst effektiver Mafiakiller.
Seine Doktorarbeit ist nur seine neue Identität, aber diese
soll nicht lange geheim bleiben.
Gleich auf den ersten vier Seiten wird er von einem
x-beliebigen Räuber überfallen, welchen er fachgerecht und anatomisch korrekt
außer Gefecht setzt und zur Vorsorge gleich die notwendigsten
Notaufnahmemaßnahmen ergreift.
Und diese ersten vier Seiten geben auch schon den Ton an und
zeigen was man erwartet. Eine sehr direkte, ungeschönte Sprache, gepaart mit
fachlicher Kompetenz und detaillierten Schilderungen welche Knochen und Sehnen
wo verlaufen, brechen, schmerzen und kaputt gehen – verbunden mit knallharter
und rasanter Action.
Auch bei Kampftechniken, Schusswaffen, Krankheiten, Operationen
– Josh Bazell kennt sich aus, scheint gründlich recherchiert zu haben so dass
der Eindruck entsteht, als wisse er über was er schreibt.
Ein paar Dialoge weiter wird er von einem alten Bekannten
auch schon als die Bärentatze entlarvt und hat damit ein dickes Problem. Denn
die Mafia hat noch ein Hünchen mit ihm zu rupfen und schickt schon die
Killerkommandos los. Gleichzeitig warten die verschiedensten Patienten dringend
auf Hilfe, welcher die überarbeitenden und nur noch Dank Aufputschmitteln
arbeitsfähigen Ärzte mühevoll aufbringen. Und die kann er, als der einzige Arzt
mit Durchblick nicht ihren Schicksal überlassen.
Das Gesundheitssystem der USA erfährt so, wie auch vieles
andere unterschwellig wie auch offensichtlich eine volle Breitseite Kritik.
Es ist ein irrsinniger Wettlauf, welcher mit einem
rabenschwarzen und trockenen Humor getragen wird, welcher kaum zu beschreiben
ist. So komme ich nicht umhin eine kleine Passage zu zitieren:
„Himmel“, sagt er. „Soviel ich weiß, hab ich sowieso Krebs.“„Den hast du.“„Was heißt das?“„Ich hab gerade deinen Biopsiebefund gelesen.“„Himmel! Krebs! Ist es schlimm?“„Nein, fabelhaft. Deswegen will doch jeder Krebs haben.“
Das wirkt aus dem Kontext gezogen bestimmt nicht so gut,
aber das Buch ist voll mit dieser Art des Humors und ironischen, sarkastischen
Kommentaren.
Parallel wird dazu auch noch erzählt, wie es zu dem kam, wie
es jetzt eben ist. Pietro wuchs bei seinen Großeltern auf, welche ermordet
wurden als er gerade mal 14 Jahre alt war. Sein damals bester Freund war der
Sohn eines Mafiapaten, welcher sie seiner an nahmen und ihm die Möglichkeit zur
Rache boten. Und so beginnt sich das Rad zu drehen.
Das Buch ist ultrarasant, hochspannend, witzig,
überraschend, sarkastisch, rundum gelungen und wartet mit einem derart
überdrehten, geilen Ende auf, dass man sich seinen Tarentino in dem eh schon
bildgewaltigen Thriller direkt ins Wohnzimmer holt.
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