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Gedichte, Woody Allen oder warum die Diskussionen darüber absurd und nicht
zielführend sind:
Endlich
haben wir mal wieder einige Literaturskandale, welche Potential hätten –
nur leider schon wieder auf eine sehr destruktive und lächerlichere Art und
Weise geführt werden. 2017 war ich leider verhindert um zeitnah auf die Posse
über das Gedicht von Eugen Gomringer zu reagieren oder auf die Ausschreitungen
auf der Frankfurter Buchmesse, wo sich ein niveauloser, ideologischer Kampf - zwischen
den Extremen der linken und rechten Seite - sich unrühmlich in den Vordergrund
drängte und die anderen Bücher und Aussteller leider sehr zu Nebenfiguren
degradierten. Je nachdem welches Video man gesehen hatte, gab es auf beiden
Seiten absolut zu verurteilende Aktionen und Schlussfolgerungen, was ich aber
hier gar nicht mehr beurteilen möchte. Viel mehr, für mich persönlich, stellt
sich die viel größere, allgemeine wichtigere Frage: was darf, warum darf es oder warum
nicht – und kann man darüber auch wie zivilisierte Menschen sprechen?
Und genau eben diese stellt sich hier erneut. Darum die Frage heute, was ist
denn genau passiert, über was reden wir heute?
DIE AUSGANGSLAGEN:
Fall A:
Woody Allen möchte seine erste von ihm selbst
geschriebene Autobiographie veröffentlichen und über seinem Leben berichten. Natürlich
wird und ist dabei auch seine Gegendarstellung bezüglich der Missbrauchsvorwürfe von 1992 beinhaltet sein und hier geht das ganze Problem los. https://www.rowohlt.de/hardcover/woody-allen-ganz-nebenbei.html
Zweifelslos und allgemein sind es alles mehr als nur
sensible Themen, wenn von Kindesmissbrauch oder Vergewaltigungen die Rede ist,
sehr schnell schaukeln sich da die Emotionen hoch, vieles wird leider nie
aufgeklärt, viele Täter kommen ungeschoren davon und viele Opfer bekommen nie
im Leben Recht zu gesprochen und selbst wenn, macht dies Geschehenes nicht
ungeschehen oder wieder gut.
Trotz allem kann man in einer zivilisierten, demokratischen Gesellschaft nur
froh sein, dass die Entscheidung über Strafe und Strafhöhe in den Händen von
Gerichten liegt, nur allzu oft würde ein wütender Mob zur Lynchjustiz
übergehen. Es ist emotional verständlich und nachvollziehbar, das „was würdest
du als Opfer/Angehöriger tun“ – Gedankenexperiment ist und darf trotzdem nie der
Leitgedanke eines Verfahrens oder eines Urteiles sein, eben deshalb, weil man
in dem Fall nicht neutral, sondern befangen wäre.
Dieser Grundsatz gilt nicht nur hier in Deutschland sondern, trotz manch
juristischer Absurdität im Großen und Ganzen genauso für Amerika – sollte man
zumindest meinen.
Der Fall von Woody Allen ist insofern mit einem gewissen Beigeschmack anzusehen,
da Woody Allen in der Tat ein Verhältnis, wenngleich mit seiner zum damaligen
Zeitpunkt volljährigen Adoptivtochter hatte, welche er später auch heiratete und
das ganze auch noch wenig überraschend die Beziehung zu seiner Frau Mia Farrow ruinierte, mitsamt einem großen
Sorgerechtsstreit als Zugabe.
https://de.wikipedia.org/wiki/Woody_Allen#Trennung_von_Mia_Farrow,_Sorgerechtsstreit_und_Missbrauchsvorw%C3%BCrfe
Die
Darstellungen und Aussagen sind sehr widersprüchlich von beiden Seiten und
nicht nur von offenbar unmittelbar Betroffenen. Gerichtlich konnte nicht festgestellt
werden, dass Woody Allen schuldig ist, womit er mangels an Beweisen
freigesprochen wurde.
https://www.stern.de/lifestyle/leute/sohn-woody-allens-widerspricht-missbrauchsvorwuerfen-8114070.html
Ob dies faktisch stimmt, kann kein Mensch außer den Beteiligten heute mehr nachprüfen,
trotzdem ist das Urteil als solches zu akzeptieren, weil es sonst elementar die
Glaubwürdigkeit und Durchsetzungskraft der Justiz erodieren würde.
Es obliegt nicht mir da auch irgendetwas zu beurteilen, es sind nur extrem
kritische Vorwürfe, welche – sollten sie nicht stimmen, sehr schwerwiegende
Folgen haben. Die Beispiele „Jörg
Kachelmann“ und „Andreas Türck“ sollten an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben.
Auch
wenn es vielleicht eine stochastische Häufung oder Tendenz gibt, lässt sich
daraus nicht wie selbstverständlich ein a-typisches Opfer/Täter-verhältnis
ableiten; damit wäre auch absolut keinem Betroffenem geholfen und je tiefer man
in die Materie einsteigt, desto widersprüchlicher und voll von Doppelmoral sind
die Meinungen und Kolumnen, wenig ausgewogenes, wenig direkt auf den Fall
bezogen, oft wird weit ausgeholt, weil es in der Regel ja so ist, also muss was
dran sein.
Ironischerweise ging dies auch in der MeToo Debatte ein wenig
unter und wurde nicht gerne gehört: https://www.zeit.de/kultur/2018-09/shetoo-metoo-asia-argento-harvey-weinstein-belaestigung
Jeder
Fall ist einzeln und individuell zu behandeln, jeder handelnde Akteur hat
womöglich seine eigene Motive warum er dies oder jenes tut – alles und jeder
Gedanke sollte prinzipiell zulässig und möglich sein zum Schutz des Angeklagten
als auch des Anklägers, der Opfer, der Angehörigen, all dies sollte vor Gericht
vorgetragen und beurteilt werden und daraus ergibt sich ein Urteil.
Wer vor Gericht freigesprochen wird und als unschuldig gilt, sollte daher
reibungslos wieder die Integration in der Gesellschaft möglich sein, ferner
auch nach dem Verbüßen einer Strafe.
Obige deutsche Beispiele zeigen, dass dies in der Realität aber mitnichten
soweit funktioniert, die Brandmarkung durch den, wenn auch laut Gericht
unbegründeten Verdacht ist zu stark, als dass sie ein weiter wie normal
ermöglicht.
Gleiches gilt leider auch für ein Großteil der Opfer ebenso, deren Leben danach
oft nie wieder das gleiche oder geprägt von erheblichen Einschränkungen ist –
ich halte es nicht für übertrieben es einen Mord an dem Leben davor zu nennen.
Subjektiv bin ich für härtere Strafen, aber sie müssen bewiesen sein. Es darf
kein Urteil basierend auf einem Verdacht geben.
Der ganzen Einleitung zum
Trotz, scheint es aber legitim, dass Woody Allen seine Biographie schreibt und
veröffentlicht. Er hat viel erlebt, viel zu erzählen und vor allem kann und
sollte es ihm nicht verwehrt werden, auch seine Sicht der Dinge zu schildern,
anstatt dass er es stets klaglos hinnehmen muss, dass immer über ihn geredet
wird.
Natürlich
passierte genau gegenteiliges. Ronan Farrow – Sohn von Woody
Allen und Sohn von dessen ehemaligen Ehefrau Mia Farrow; nebenbei mit dem Pulitzer
Preis ausgezeichnet für seine Recherche und Beiträge zum Weinstein Skandal
und somit mitten in der MeToo Debatte verwickelt, grätscht
öffentlichkeitswirksam und lautstark dazwischen.
Das Rechtfertigungsbuch seines Vaters, ausgerechnet in dem Verlag in dem er die
Machenschaften von Weinstein aufdeckte? Natürlich hat dies einen
seltsamen Beigeschmack, aber ebenso ist er alles andere als unbefangen, die
Herleitung, bzw. der Appell, dass der Verlag eine moralische Pflicht hätte,
sich nicht von Woody Allen einspannen zu lassen und somit die Machtstrukturen
zu fördern, welche das ganze erst ermöglicht hätten – ist eine kritische
Überleitung.
Auch würde ich aufgrund dessen was bekannt ist, nicht zwangsläufig Woody Allen
und Weinstein in einen Topf werfen, es geht hier nicht um systematischen, strukturellen
und jahrelangen Machtmissbrauch.
Prinzipiell existieren Machtgefälle, prinzipiell gibt es auch eine
Ungleichbehandlung zwischen den Geschlechtern – nur eben auch beidseitig, wie
oben auch schon an skizziert aber eben nicht per se, dies vorauszusetzen würde
unglücklicherweise ebenso ein diskriminierendes Rollenbild manifestieren, weil
es deterministische Annahmen trifft. Würde man dies ebenso konsequent zu Ende
denken, wäre es genauso sexistisch – Stichwort Weißer Ritter.
Ferner ist es auch nicht zutreffend, dass das vermeintliche Opfer chancenlos in
der medialen Darstellung gewesen wäre, im Gegenteil – Mia Farrow war vom gesellschaftlichen
Standing absolut auf Augenhöhe und auch Dylan Farrow nutzt inzwischen
seit Jahren all ihre Reichweite um die Vorwürfe immer wieder zu erneuern. Es
sind keine namenlosen Unbekannten, welche erst mühsam um Aufmerksamkeit kämpfen
müssen. Selbige war stets präsent.
Ein Missbrauchsverdacht kann inzwischen leider schon als politisches Kalkül
verwendet werden, um einen Kontrahenten als untragbar zu diffamieren, dies
sollte Ronan Farrow durchaus auch bewusst sein, v.a. wenn er sich so tief mit
der Materie beschäftigt hatte.
Sein Ansinnen ist nachvollziehbar, aber auch gefährlich – grundsätzlich ist er
angreifbar, da es ihm effektiv an Objektivität fehlt, er diese als indirekt Betroffener
gar nicht haben kann, ganz egal wie ausgezeichnet seine Arbeit bis dato war
(siehe obige Erläuterung darüber, dass das Urteil stets von Gerichten gefällt
werden sollte und nicht von Medien, Stimmungen und am wenigsten von den Anklägern)
und, sollte er – sofern es jemals beweisbar wäre, auf der falschen Seite stehen
und Unrecht haben, würde er damit seine gesamte, ehrenwerte Arbeit zunichtemachen
und jedem nicht geglaubten und um Recht kämpfenden Opfer einen Bärendienst
erweisen.
Absurd wird es, als
dann die Verlagsmitarbeiter von Hachette ebenfalls miteinsteigen und zu streiken
anfangen, damit ihr eigener Verlag das eigene Buch nicht druckt. Das ist aber
beim besten Willen keine gut gemeinte Zivilcourage mehr, sondern ein Fordern
nach Zensur, damit eine andere Gegenmeinung nicht veröffentlicht wird, ihr
keinen Raum geboten werden kann, womit selbige plötzlich strukturell
benachteiligt wird.
https://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article206461761/Skandal-um-Autobiografie-Das-Woody-Allen-Paradox.html
https://www.spiegel.de/kultur/literatur/wegen-woody-allen-buch-verlagsmitarbeiter-legen-arbeit-nieder-a-e3ec47ba-b1ce-4129-b157-0d648c5803cc
Noch
absurder wird es, dass sich plötzlich absolut unbeteiligte deutsche Autoren
blind dem Protest anschließen, als das Buch in Deutschland erscheint, einfach
weil sie alles mal so hinnehmen, weil es Ronan Farrow so sagt und er das nicht
will, darum soll das hier auch nicht erscheinen, gänzlich unreflektiert und gar
keinen Silbe verlieren oder Zweifel daran lassen, dass die Sache umstritten
ist, dass eben nichts klar ist.
Weil kein Fakt Checking stattfindet – weil ein Gerichturteil manchmal einfach nicht
stimmen kann und darf, weil einfach davon ausgegangen wird, dass Woody Allen
ein Täter war und ist, weil er deshalb hier kein Recht bekommen sollte, seine
Meinung und Sicht zu äußern, weil er hier keinen Platz hat, weil dies jetzt
moralinübersäuert von uns Autoren bestimmt wird, weil wir jetzt in
Zeiten leben, wo es auch mal reicht und es jetzt drei Jahre Diskussionen gab
und offenbar steht ein Ergebnis jetzt für immer und ewig fest. Weil genau das
Kultur, weil genau das Demokratie und weil das eben Diskussionen sind, in denen
man Gegendarstellungen einfach ausschließt, weil die eh befangen sind und nichts
beitragen, was man hören möchte.
https://www.54books.de/offener-brief-woody-allen-autobiografie-im-rowohlt-verlag/
Eine
in meinen Augen schreckliche Entwicklung, dass ist keine Kulturdebatte mehr,
das ist ein Diktat was zu tun und was zu lassen ist – zum Glück geschah dies
nicht so, zum Glück sind es nur Autoren und keine Richter, weil genau diese
sich nicht von Emotionen leiten lassen sollten.
Ein schwieriges Thema, aber ein miserabler und beschämender Umgang, destruktiv
und vernichtend geführt, von Personen welche entweder zu direkt betroffen sind oder
nicht ansatzweise involviert oder informiert waren, aber eben eine Meinung
haben, ohne Recherche aber dafür mit einem unerschütterlichen Anspruch auf der
richtigen Seite zu stehen und dabei genauso dem ach so verhassten Schwarz-Weiß
Denken verfallen.
Crossover
zu einem anderen, aktuellen „Skandal“ – der Antisemitismusvorwurf gegen Lisa Eckhart – ihr Zitat:
„Es ist ja wohl nur gut und recht, wenn wir den Juden jetzt gestatten, ein
paar Frauen auszugreifen. Mit Geld ist ja nichts gutzumachen. [...]“
fußt unter anderem neben Weinstein und Polanski eben auch? –
Genau, Woody Allen, diesbezüglich wird aber nichts richtiggestellt oder differenziert,
alle gleich! Empfindsam und übersensibel auf der einen Seite, aber
undifferenziert und gleichgültig, wenn es um nicht unerhebliche Details und
Unterschiede geht. Sowas ärgert mich, das ist einseitig und nur nach dem
eigenen Gusto und Nutzen geschrieben, nicht weil es um die Sache an und für
sich geht, sondern mehr um den Skandal und die Klicks, welche man daran
verdienen kann.
https://www.zeit.de/kultur/film/2020-05/kabarettistin-lisa-eckhart-kritik-antisemitismus-rassismus-menschenfeindlichkeit?utm_source=pocket-newtab
Fall B:
Till
Lindemann, Frontsänger von Rammstein veröffentlicht seinen nunmehr dritten Gedichtband und löst damit einen
kleinen Skandal aus, auch wenn er manch einem nicht groß genug ist.
https://www.kiwi-verlag.de/buch/till-lindemann-100-gedichte-9783462053326
Thematisch
ist hier schon alles korrekt angekündigt:
„Die Natur. Der Körper. Die Einsamkeit. Die Gewalt. Die Liebe.
Das Böse. Die Tiere. Der Schmerz. Die Schönheit. Die Sprache. Der Tod. Der Sex
…“
Blöderweise werden diese Sachen auch miteinander kombiniert und die Mischung
aus Gewalt, das Böse und der Sex – ergeben nun ein Werk, welches Stein des
Anstoßes ist.
Die große Empörung ging vom SWR aus – hier wird zum Schluss zwar ironischerweise
differenziert, also hier die Empörung in Fall A angesprochen und sogar erwähnt,
dass es gegen Woody Allen nicht mal ein Gerichtsurteil gibt, aber in Hinblick
auf „Zweierlei Maß“ – ist die Intention eine andere, eher: hier jetzt erst
Recht – hier ist die Sachlage glasklar, empört euch ihr Feuilletonisten!
Was hat Till also schlimmes angestellt?
Eines seiner gesammelten Gedichte behandelt die Vergewaltigung einer Frau unter
Einfluss von K.O.-Tropfen/Rohypnol, geschrieben aus Tätersicht ohne
jegliche Spur von Reue oder Schuldbewusstsein.
Meine eigene Meinung dazu habe ich bereits ausformuliert, werde sie aber häppchenweise im Kontext wiedergeben, weil ich doch einigen anderen Schlussfolgerungen entschieden wiedersprechen muss.
Rhetorisch wird der Artikel maximal manipulierend aufgefahren, „trotz #MeToo Bewegung“ – wir karren also gleich mal die ganz schwere Artillerie an. Was da alles sofort unterbewusst mitschwingt lässt sich aus den oberen Absätzen ableiten; „werden noch immer frauenfeindliche und menschenverachtende Texte unter dem Deckmantel der vermeintlichen Kunstfreiheit veröffentlicht und teilweise vom Feuilleton gefeiert.“
Danach folgt das typische Einmaleins des negativen Framings, „markantes Krächzgebrüll“, „pathetischen Gemisch aus Gitarren-Krach und Keyboard-Moll“, „Horror-Clown“, „deutschnationalistischen Liedzeilen“, „altdeutschen Schriftzügen und Leni-Riefenstahl-Schnipseln aufgemotzt wird“, „faschistoider Ästhetik“ – es wird alles Negative, was man nur finden kann in den Topf geworfen und dazu betont wie stumpf und banal die Lyrik sei, es wird von wirren Versen, von Reimautomaten und Kopien altbekannter Versmuster gesprochen.
Und Gegenfrage, ab wann ist man kein Amateur mehr? Wenn man von seinem Beruf als Schriftsteller leben kann? Das verkleinert den Kreis immens, Till Lindemann macht zwar primär Musik, hat dafür aber wohl sein Leben lang ausgesorgt und wird mehr verdient haben als die meisten „professionellen“ Schriftsteller – ob es dafür eine IHK-Ausbildung, ein Zertifikat gibt? Trotzdem würde seine Musik ohne die Texte nicht funktionieren und ja, sie sind zugegeben überwiegend nicht überragend, sie sind oft plump – aber wenn ich mit solch ablehnender Einstellung in eine Diskussion reingehe, brauche ich auch gar nicht erst mehr diskutieren, ich diktiere im Gegenteil einfach meine Meinung, weil das Urteil längst gefällt wurde.
Warum also nicht gleich auf den Sachverhalt eingehen? Klar finde ich es wichtig, Dinge auch im richtigen Kontext zu sehen, aber es geht hier nicht um den Nobelpreis in Poesie oder das Wiedererstarken des Dritten Reiches – das sind einfach nur scheinbar zufällig gezündete Nebelkerzen die nur in eine bestimmte Richtung leuchten, zweifelhafte Kunst, von einem zweifelhaften Künstler, ist gleich doppelt zweifelhaft, heißt, sollte die Kunst doch nicht so schlimm sein, haben wir immer noch die Person an welcher wir uns aufhängen können. Finde ich schade und nicht zielführend.
Von diesem Spannungsaufbau befreit ist der Vorwurf kurz und knapp – kritisiert wird die Vergewaltigungsfantasie, „eine zu Papier gebrachte Straftat“, was so auch inhaltlich voll und ganz stimmt.
Dann kommt der Brückenschlag, dass sowas im Kiwi Verlag erscheint, wo doch auch Sibylle Berg schreibt – erinnert nicht ganz zufällig an Fall A, dass es da noch keinen Protest gibt – dann der interessante Einwand, bei Woody Allen gab es auch Protest trotz eines nicht bestätigten Gerichtsurteils und das eben mit zweierlei Maß gemessen wird.
Aber genau das wird es nicht, bei Woody Allen ging es um eine tatsächliche Tat – unabhängig davon, ob sie jetzt stattgefunden hat oder nicht (laut Gerichtsurteil nicht) – hier geht es um einen rein fiktiven Gedankengang! Das ist ein himmelweiter Unterschied, oder gilt „Die Gedanken sind frei“ nur eben so lange, bis sie niedergeschrieben sind?
Aus der nicht vorhandenen Notwendigkeit einer Interpretation schlussfolgert der Autor Fatales: „es bedarf keiner tiefschürfenden Analyse, um den verachtungswürdigen Gehalt dieser Macho-Dichtung zu erfassen, die im Popkosmos auch als Handlungsanweisung für Fans gelesen werden darf.“ – dieser Vorwurf ist bedeutend mehr als vom bloßen Nachahmungstäter zu sprechen und der Verantwortung welcher man sich selbst als Schaffender stellen könnte, wobei selbst Goethe nicht auf den Werther Effekt reduziert wird, im Gegenteil, unterstellt er einen appellieren Charakter. Eine Anweisung ist etwas, was ich als höriger Mensch ausführen muss, befreit mich gar von meiner eigenen Verantwortung, weil ich die Schuld dem Befehl wie ein schwarzer Peter weiterreichen kann. Sowas mag eine saftige Punchline zum Ausstieg sein, mag sie noch so an den Haaren herbeigezogen sein, aber ist einem sinnstiftenden Diskurs nicht förderlich! Ich werde später einige Ideen liefern, die man hätte anbringen können um konstruktiv und nachhaltig an der realen und tatsächlichen Situation etwas zu bewegen.
Auch hier komme ich nicht umhin auf das geltende Strafgesetzbuch zu verweisen. Natürlich gibt es Grenzen in der Freiheit, Lindemann dürfte keinen Text über Volksverhetzung schreiben, zur Gewalt aufrufen oder auch jemanden persönlich beleidigen und verunglimpfen, aber das tut er ja nicht. Es gibt ein lyrisches Ich und ein unbekanntes, rein lyrisches Opfer.
Natürlich
ist es nicht "schön" und hat keinen heiteren Kontext, aber es wird
auch nichts gutgeheißen. Es fordert zu nichts auf, es beschreibt nur etwas –
was leider eben auch Realität ist. Ja es ist schrecklich und ein menschlicher
Abgrund, aber die Beschreibung von etwas, kann doch niemals so schlimm sein wie
die Tat selbst, bzw. was wäre die Konsequenz? Ein Verbot solche Texte zu
veröffentlichen?
Was irritierend für viele erscheinen mag, es gibt keinen Sprecher aus dem Off,
keinen Erzähler der stellvertretend den empörten Zeigefinger erhebt und erklärt,
warum dies nicht gut ist, wir lieben Erklärungen, nein wir fordern Erklärungen,
weil wir sicherheitshalber nicht der Mündigkeit des Bürgers vertrauen, weswegen
„Mein Kampf“ auch nicht ohne Erläuterung erscheinen darf
– was auch schade ist. Vertraut den Menschen doch einfach, ihre eigenen
Schlüsse zu ziehen, Erfahrungen ohne Begleitstimme machen zu dürfen. Natürlich
werden einige fallen, oder vom Weg abkommen – aber es werden bestimmt nicht so
viele sein, wie man einfach mal befürchtet und statt, dass man sie dann
ausgrenzt, sollte man den Dialog suchen. Nicht um böse Themen in die
gesellschaftliche Mitte zu verankern, sondern weil es um den Menschen, das Individuum
gehen sollte – ihn gilt es womöglich zu retten. Das Thema wird sich nicht
ändern, es wird auch ausgeschlossen seinen Nährboden finden und wenn Menschen
nicht mehr miteinander reden, denken sie darüber was andere denken könnten und
es setzt sich erst eine sich stetig aufschaukelnde Kette von Missverständnisse
in Gang die das Potential haben, zum gesellschaftlichen Bruch zu führen. Aktuelle
Beispiele gibt es innerpolitisch zu genüge. Der Umgang mit unbequemen Themen
wird nicht souverän geführt, er wird gemieden und verkürzt und falsch angegangen.
Und es gibt kein Recht auf Happy Ends, auf Bösewichte die ja trotz allem eine
gute Seite inne haben, die ihre eigene Katharsis durchleben und sich ändern,
Kunst ist mehr als nur Disney, Kunst kann und darf auch böse sein, Kunst darf
verstören und weh tun, aber der Kunst kann man auch aus dem Weg gehen, man kann
sich bewusst dagegen entscheiden, Lindemann zu lesen, man muss es nicht mögen,
also warum vermeintliche Kunstfreiheit? Wenn das keine Kunst ist, was ist es
dann? Eine Tatensachenbeschreibung? Womöglich, weil es Sachen sind die
passieren, aber Dinge die passieren werden auch nicht ungeschehen, indem man
sie einfach verbietet – es sind ja verbotene Handlungen, aber warum nicht die
Aufregung darüber nutzen um wirklich relevant ins Detail zu gehen?
https://www.swr.de/swr2/literatur/zweierlei-mass-warum-regt-sich-niemand-auf-ueber-die-vergewaltungspoesie-von-rammstein-saenger-till-lindemann-auf-100.html
Aber nein, stattdessen kann man noch mehr draufhauen, nicht nur ist das Gedicht eine „Anleitung“, nein auch Verteidiger des Gedichtes sind Täter.
„Männer, die Till Lindemann jetzt verteidigen und das als
Kunst betiteln, machen sich mitschuldig! Mitschuldig an einer Gesellschaft, die
Gewalt gegen Frauen relativiert“, wie Kathrin Weßling schreibt, was
nicht nur ungemein undifferenziert ist – es wird auch mit dem Totschlagargument
besiegelt – „Sagt das doch mal einem Opfer!“
Auch im Spiegelartikel taucht es auf, das Gedicht ist ein Schlag für jedes
Opfer – natürlich triggert sowas ungemein, das bestreitet doch auch kein
Mensch.
https://ze.tt/kiwi-verlag-verteidigt-umstrittenes-vergewaltigungsgedicht-von-till-lindemann/
Aber wenn das jetzt die Messlatte
ist, sollte man auch konsequent bleiben - Winnie M Li wird mit ihrem
Buch „Nein“ gefeiert, indem Buch geht es mehr oder weniger autobiographisch
um eine Vergewaltigung. Ich habe es nicht ganz gelesen, Ausschnittsweise –
etwas vom Anfang, etwas vom Vorfall an und für sich, bisschen danach,
vielleicht 30-40 Seiten, vielleicht werde ich es noch ganz lesen, je nachdem
wie ich Zeit habe, meine imaginäre Liste ist lang. Ich kann also nicht sagen ob
es noch mehr in die Tiefe geht, die Tat auch reflektiert, erklärt oder
zumindest die Charaktere eine Wandlung erleben. Denn nicht nur, dass dies
sicherlich ebenfalls sehr triggert, wird hier der Inhalt, der Mut und die
Beschreibung im Gegensatz groß gefeiert -
»Das besondere
und mutige an diesem Buch ist, dass die Geschichte sowohl aus der Sicht des
Opfers, als auch aus der Sicht
von dem Täter erzählt wird. Auf
jeden Fall lesen!« WDR 1LIVE
»Ein Dokument, das Menschen helfen kann. Männern und Frauen.
Egal, ob Opfer oder nicht. Denn es passiert in Wirklichkeit jeden Tag.«
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
https://www.amazon.de/Nein-Winnie-M-Li/dp/3716027715
Nur
war der Ausschnitt der Tat extrem ordinär und platt – ich bin entgegen obiger Pseudoanschuldigung
kein Täter, vielleicht kann ich mich deswegen nicht in die Lage versetzen; aber
die Gedankengänge und Motive des Täters waren extrem primitiv dargelegt, in keiner
Weise vielschichtiger, erkenntnisbringender als das, was Lindemann geschrieben
hat – bis auf die schnöde, traurige und bittere Erkenntnis, ja verdammt – es passiert
in Wirklichkeit jeden Tag!
Also auf welcher Grundlage empören und beschweren wir uns denn jetzt, weil nur
Opfer oder Frauen darüber schreiben dürfen? Qualitativ habe ich in diesen 30-40
Seiten keinen großen Unterschied zum obigen Gedicht finden können, auch von Joyce Carol Oates fand ich „Vergewaltigt – Eine Liebesgeschichte“ recht mau, es wurde primär vom bitteren Zynismus getragen, unglaublich
passiv-aggressiv geschrieben, vermeintlich aus Sicht der Frau, bzw. der Opfers
geschrieben aber in der überhöhten, lächerlich machenden „Du wolltest es
doch genauso“-Tonalität der Täter. Warum ist dies jetzt nicht
Frauenverachtend? Mal ausklammernd, dass der Verlauf der Handlung die „Erlösung“
auf Wege findet, welche als absolut inakzeptabel in einem Rechtsstaat gelten
müssen.
Generell
ist die Annahme vom Opfer und Täterprinzip grundsätzlich ebenso sexistisch,
klar gibt es eine statistische Evidenz, aber aufgrund dessen werden verheerend
Schlüsse gezogen.
https://www.sueddeutsche.de/bayern/nuernberg-haeusliche-gewalt-maenner-caritas-1.4907588?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE
Oder
eine interessante Betrachtung ist – bisschen quer gesprungen, zugegeben – eine Schlüsselszene
im großartigen Film „Midsommar“ – wer nicht gespoilert werden möchte,
überspringt am besten den ganzen Absatz!
In dem Film fährt eine Gruppe Freunde nach Schweden um das Mittsommerfest im
Dorf eines von dort stammenden Kommilitonen zu feiern. Die dort lebende Kommune
ist aber zunehmend suspekt, die Besucher werden Zeugen von merkwürdigen, naturmystischen
Gepflogenheiten, sind zunehmend unter Drogeneinfluss und das ganze gipfelt in
einem Opferritual, in welchem Dani als neue Maikönigin das letzte Opfer wählen
darf und sich für und damit gegen ihren Freund entscheidet, welchen sie kurz
davor, vollgepumt mit Drogen beim Schwängern einer Dorfbewohnerin ertappt. Der
Tenor in vielen Kommentaren bei Youtube oder sonst wo ist leider recht
eindeutig: Verdient – der Schuft! - aber
meiner Ansicht nach ist dies nicht der wahre Grund, noch sollte dies die
logische Schlussfolgerung sein, weil sie gefährlich ist. Dass die Beziehung der
Beiden schon die ganze Zeit über am Brechen war, geschenkt. Meiner Deutung nach
entscheidet sich Dani für das letzte Opfer für ihren Freund aus einem ganz
anderen Grund. Der Film startet mit einem dramatischen Verlust, indem sie ihre
ganze Familie verliert, die Verbindung zu ihrem Freund ist auch am Brechen und
so findet sie eine neue Familie und Heimat in eben jenem Dorf in Schweden, wo
sie nach genug Gehirnwäsche in der Rolle in der Gemeinschaft aufgeht und
endlich nicht mehr allein ist. Dass da manche Sachen alles andere als legal
waren sind nur ein Hindernis und die einige Verbindung zu ihrer alten Welt ist
ihr Freund. Deswegen entscheidet sie sich primär gegen ihn und ist vor allem am
Ende so gelöst und lacht. Dieses Lachen, das erleichterte Ankommen ist das
entscheidende Indiz.
Denn bei einer fairen Beurteilung hatte ihr Freund zu dem Zeitpunkt nicht
wirklich mehr einen freien Willen, zu sehr war er betäubt von Drogen und Zaubersprüchen.
Ob das alles zu hundert Prozent akkurat und realistisch ist, ist für das
maßgebliche Konstrukt relativ unerheblich. Ja – er hatte womöglich durchaus
vorab einen Hintergedanken oder mit so einer Situation geliebäugelt, trotzdem
kann von einer freien Willensentscheidung in dem Moment nicht mehr die Rede
sein und wenn wir rund um die „Nein heißt Nein“ Debatte das diesbezüglich
verschärfte Strafrecht zur Hand nehmen, wird es sehr, sehr dünn mit dem was da
eigentlich passiert.
Dazu passt auch der Fall rund um Gina-Lisa
Lohfink, welche am Schluss aufgrund
einer falschen Verdächtigung verurteilt wurde. Dem zuvor ging ein Streit vor
Gericht indem sie zwei Männer anklagte, sie unter K.O.-Tropfen betäubt zu
haben, welche daraufhin den Geschlechtsverkehr mit ihr vollzogen und dies
filmten.
Die geführte Debatte darüber war sehr kontrovers und am Schluss wurde Lohfink
vermutlich aufgrund ihrer Vergangenheit, ihrem Image als eher schädlich für „wahre
Opfer“ dargestellt, wobei ich persönlich sagen muss, dass Video – ich habe es
gesehen, ist mehr als nur grenzwertig. Ja, vielleicht war auch hier eine
ursprüngliche Bereitschaft durchaus gegeben – nur muss dies nicht für immer und
ewig gelten, das ist ein immens wichtiger Faktor!
Das Thema ist zu komplex, zu schwer um sich so einfache Scheinlösungen zu
ertwittern, stattdessen sollte doch eher fundamental das ganze Thema angesprochen
werden, warum besteht darüber kein dauerhafter Konsens, ohne einfache
schwarz-weiß Verurteilungen? Zu simple Lösungen sind immer verdächtig.
Es
gibt in der Kunst auch kein Recht darauf nicht betroffen oder berührt von etwas
zu sein, so etwas funktioniert in einer Gesellschaft nicht, man kann ihr aus
dem Weg gehen, aber nur weil man selbige nicht mag, kann man sie nicht anderen
verbieten oder Menschen deswegen verurteilen und Ihnen willkürlich negative
Absichten unterstellen.
Selbstverständlich ist es nett, Menschen vorzuwarnen, dass man als Betroffener
vielleicht nicht auf traumatisierende Art und Weise mit Dingen konfrontiert
wird, denen man eigentlich normalerweise bewusst aus dem Weg geht. Aber dafür
ist ja eine Inhaltsangabe da, es wurde nichts verborgen oder verheimlicht, es war
klipp und klar beschrieben was einen erwartet. Das ironische, abschätzige „Was
kann man schon von Lindemann erwarten“ sollte man dann aber auch konsequent
bis zum Ende ernst nehmen. Ich gehe auch nicht in einen Horror-Film wo ich
erwarten kann verschreckt und verstört zu werden um mich dann genau darüber zu beschweren.
Man
kann nicht sämtliche Verantwortung über sein eigenes Tun und Denken gänzlich
aus den Händen legen und sich nur noch führen und anleiten lassen. Es gibt
keinen Schutz vor Allem – man kann Rücksicht nehmen, aber man kann nicht
erwarten, dass jeder Schmerz von der Gesellschaft beseitigt und von einem fern
gehalten wird. Vor allem nicht in der Kunst, die ja auch nur eine Verarbeitung
der Realität ist.
Und wo will man denn die Grenze ziehen? Warum ist Mord im Krimi oder Mobbing in
Jugendfilmen besser? Was wenn mich diese Darstellungen genauso triggern? Das
ist kein Whataboutism – sondern eine ernst gemeinte Frage? Wie weit soll sich denn
Kunst in den Augen der Kritiker sich selbstzensieren und von der Realität
entfernen?
Und wenn das Argument die Verletzlichkeit der Opfer ist, wo war in euren
Artikeln die Warnung bezüglich des Inhaltes? Wo waren die Hilfsangebote? Hin
und wieder gab es selbige, oft aber auch nicht? Warum nicht eine einfache
Linkliste:
So zum Beispiel:
Telefonseelsorge: https://www.telefonseelsorge.de/
Telefonseelsorge: 0800 111 0 111
Hilfeportal Missbrauch: https://www.hilfeportal-missbrauch.de/startseite.html
Hilfetelefon
„Gewalt gegen Frauen“: 08000 116 016
Hilfetelefon Sexueller Missbrauch: 0800 22 55 530
Weißer Ring: https://weisser-ring.de/praevention/tipps/vergewaltigung
Aber von diesen wohl leider sehr rhetorischen Fragen abgesehen - sollte das Gedicht ironischerweise auch nur ansatzweise geholfen haben, dass der Diskurs sich insofern verschiebt, dass nicht über das Gedicht gesprochen wird und die Zensurschere willkürlich an der Kunst angesetzt wird; sondern über das ursächliche Problem, dann war es sogar gut, geschrieben worden zu sein. Man ändert nichts in der Gesellschaft mit „Alles-gut-Ende-gut“-Geschichten, vor allem wenn nachgewiesener Weise nicht alles gut ist.
Also
was wären mögliche Themenfelder gewesen über die es sich eher gelohnt hätte zu diskutieren
oder noch besser, pro aktiv zu handeln?
Natürlich
ist es zugegebenermaßen etwas an den Haaren herbeigezogen es im besagten „Popkosmos“
als schräge Form der Aufklärung zu glorifizieren, aber warum nicht dankenswert
als Aufhänger für selbige nutzen um gerade dem wichtigen, jungen Publikum abseits vom Lehrbuch oder veralteten Aufklärungsfilmen
aus den 80ern konkrete und greifbare Situationen aufzeigen und ein Bewusstsein
für mögliche Gefahren aufzeigen, ohne dabei eine zwanghafte, edgy Pseudojugendtonalität
zu bedienen.
Natürlich hat das alles jeder schon mal gehört und jeder weiß Bescheid,
trotzdem stehen die Gläser unbeaufsichtigt herum und Gruppen zerstreuen sich im
Laufe des Abends oft genug in alle Richtungen. Ein Bewusstsein dafür zu stärken,
achtsamer zu sein, sich selbst gegenüber und vor allem auch gegenüber Freunden
und Fremden, auch mal nachfragen, wenn es jemanden nicht gut geht, Hilfe holen.
Zu lernen sich zu behaupten, Nein zu sagen, Grenzen setzen und noch wichtiger
erkennen zu können, für alle Beteiligten.
Und
dabei auch keine falschen Ängste schüren, sondern die Problematik in die
richtige Relation setzen und die dringlicheren Fragen nicht außer Acht lassen. Dass Täter nicht zwingend die unbekannten
Fremden sein müssen, viele Dinge geschehen im näheren Bekanntenkreis. Nicht die
K.O.-Tropfen sind die große Gefahr auf Partys, der Alkohol allein ist eine viel
präsentere, häufigere Gefahr. Laut
Quelle sind ungefähr in nur 2% der Fälle unfreiwillig eingenommene Drogen
nachweisbar.
https://www.123recht.de/ratgeber/strafrecht/KO-Tropfen-und-Strafbarkeit-__a155348.html
Trotz
allem gilt es Mitarbeiter in Bars und Kneipen entsprechend zu schulen,
Nagellack zum Prüfen oder sich verfärbende Strohhalme sind zwar schön und toll,
aber die wenigsten haben so etwas – warum nicht kostenlos verteilen? Das würde
aktiv etwas bringen…
Schade, dass so etwas alles nötig ist? Zweifelslos, aber daran ändern wird man nichts,
wenn man verbietet darüber zu schreiben, Aufklärung ist das wichtigste Mittel
damit solch ein Thema präsent bleibt.
Was tun, wenn man Opfer war oder meinte ein Opfer einer Straftat dieser Natur
gewesen zu sein? Wo holt man sich Hilfe, an wen kann man sich wenden?
https://www.ko-tropfen-koeln.de/anzeige-erstatten/
Wie
sieht es rechtlich aus? Was kann man nachweisen, wie lange?
Überwiegend gruslig ehrlich gesagt, subjektiv finde ich viele Strafen zu lasch
und auch wenn ich selbst nie im Leben diesen Job machen könnte, muss man froh
sein, dass es Pflichtverteidiger gibt.
https://ra-odebralski.de/strafrecht-rechtsanwalt/sexualdelikte/ko-tropfen/
Warum
werden Verfahren eingestellt, trotz nachgewiesener DNA Spuren?
https://www.bento.de/gefuehle/k-o-tropfen-wie-nina-fuchs-nach-einer-vergewaltigung-fuer-gerechtigkeit-kaempft-a-22be11d1-b567-487a-8f9a-818f2f4fbfcd#refsponi
Und trotz allem sollte man auch fair bleiben, Falschaussagen könnten ebenso im Raum stehen, knüpft hier eher an Fall A an – aber gehört zu einem umfassenden Blick auf beide Seiten der Medaille dazu und unterstreicht wie schädlich Falschaussagen nicht nur für den vermeintlichen Täter sondern ebenfalls für tatsächliche Opfer sind. Nur halt in echt, nicht fiktiv!
https://ra-odebralski.de/strafrecht-rechtsanwalt/sexualdelikte/bewusst-vorgetaeuschte-sexualdelikte/
Warum
nicht die mehr als unbefriedigende Diskussion mit dem Bundesgesundheitsministerium wiederaufnehmen, welches zwar GHB, nicht
aber GBL unter das Betäubungsmittelgesetz stellt, was
im Endeffekt aber auf das gleiche herauskommt.
K.O.-Tropfen sind auch ein gänzlich anderes Kaliber als ein paar Gramm Marihuana.
Niemand beschafft sich K.O.-Tropfen zum Eigenbedarf, es dient zur Vorbereitung
einer Straftat.
https://www.deutschlandfunk.de/k-o-tropfen-betaeubter-rechtsstaat.862.de.html?dram:article_id=463493
Ich
finde es schade, dass namhafte Journalisten und selbsternannte Feministen sich
gefühlt nur eine halbe Stunde Zeit nehmen um nur laut aufbrausend, populistische
Maximalforderungen in den Raum zu knallen, dabei die ganze Klaviatur der
Übertreibung und Empörung bedienen aber außer Beifall aus den eigenen
Echokammern nichts zweckdienliches beibringen, weil Re-Tweeten uns
gesellschaftlich auch so viel weiter bringt, statt ernsthaft und kontrovers
über die Sache zu diskutieren.
Ich - als Amateur (!) - setze mich seit
Wochen und Monaten bis spätnachts an den Rechner um zu recherchieren (ich habe
am Ende nicht mal ansatzweise die Hälfte aller Links hier angegeben) und ein
fundiertes Gesamtbild zu liefern, dabei KEINEN einzigen Cent zu verdienen, gerade
weil das Thema so viel mehr Ernsthaftigkeit verdient hat, statt dass man daraus
ein ideologisches Possenspiel macht.
Aber der Trend geht zu Scheindebatten, leider – wir reden über Frauenquoten in
DAX-Vorständen, der Gerechtigkeit halber um damit der Vielzahl der mies
bezahlten Kassiererinnen gerecht zu werden, also rein theoretisch und hypothetisch.
Wir fordern Krippenplätze und Ganztagsbetreuung für Kinder weil wir es zurecht
feiern und uns darüber freuen, dass Frauen nicht mehr im klassischen Rollenmodell
gefangen bleiben und ebenfalls Karriere machen können, übersehen dabei aber
milde lächelnd das MÜSSEN, weil Deutschland innerhalb weniger Jahren zum
Billiglohnland wurde und es sich eine Familie auch nicht mehr leisten könnte,
dass nur noch Einer erwerbstätig ist – ganze egal wer es ist.
Wir
machen uns über Amerikaner lustig, welche Krankenversicherungen als Kommunismus
bezeichnen, verwehren uns aber ach so progressiven Ideen wie einem
Grundeinkommen, obwohl wir vor einem eklatanten, technologischen und
gesellschaftlichen Wandel stehen, welcher ein „weiter so“ weder aus ökonomischen
noch ökologischen Gründen mehr leisten können.
Wir haben dank Corona eine wunderbare Kostprobe dessen bekommen was uns in
nicht allzu weiter Ferne blüht und debattieren ernsthaft darüber als erstes
Kaufprämien für Autos wieder einzuführen und Personalkosten bei der Bahn zu
streichen um im Vorbei gehen auch noch die Klimapolitik gegen die Wand zu fahren.
Aber
wir sind immer empört, sind alternativlos unfähig zu diskutieren, suchen die
Schuld am Rechtsextremismus lieber in der „Gamingszene“, schimpfen über
Demonstranten und Ossis, auch 30 Jahre nach der Wiedervereinigung auf die wir
ja alle so stolz sind aber sind auch so hipp und en vogue, dass wir absolut
modern und vorurteilsfrei Stereotypen zementieren und abstempeln und neuerdings
auch noch den ganzen, ja wirklich tatsächlich existierenden Mist willkürlich
mit Zensur- und Hatespeechgeschrei überziehen, während sich auf der einen Seite
Frau Künast in erster Instanz widerliche Beleidigungen über sich ergehen lassen
musste. Es läuft vieles falsch und komisch.
Drüber schreien, blockieren, nicht zu Wort kommen lassen ist inzwischen die
gesellschaftlich, aktionistische Antwort. Aber nicht für Literatur und Kunst,
meiner Meinung nach, da habe ich was dagegen. Sachliche Argumente und Zeit. It’s
up to you – Feuer frei… !
PS: Ein weiterer interessanter Artikel für alle, welche Sinn nur im Protest
sehen: https://taz.de/!171299/