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Montag, 16. Juli 2012

David Wellington – Nation der Untoten

Wieder einmal hab ich mir ein Buch gegriffen, das in einer Reihe angesiedelt ist. Die Handlung in Wellingtons „Nation der Untoten“ ist einige Wochen vor den Ereignissen aus dem Buch „Stadt der Untoten“ angesiedelt, welches allerdings erst danach als Prequel geschrieben wurde.

Inwiefern auf die schon bestehende Handlung vorgegriffen oder ergänzt wurde, kann ich so leider nicht beurteilen, aber immerhin les ich somit das ganze chronologisch gesehen in der richtigen Reihenfolge.

Eine Besonderheit bei diesem Fantasy Horror sind die irrwitzig schnellen Szenewechsel. Eingeleitet von kurzen Nachrichten- bzw. Situationsmeldungen bezüglich der momentanen Lage im Land über fungierte Nachrichtenberichte, Briefwechsel, Internetmeldungen etc. pp. wird munter zwischen den drei Protagonisten hin und her gewechselt.

Die wären zum einem Captain Bannerman Clark, ein ehemaliger Vietnamveteran welcher als einer der führenden Köpfe der Nationalgarde agiert. Dieser wird zu Hilfe gerufen, da ein Gefängnisaufstand außer Kontrolle geraten ist. Wie sich bald herausstellt ist dies kein gewöhnlicher Gefängnisaufstand, immerhin verhalten sich einige Wächter, sofern sie nicht vorher gegessen wurden ähnlich merkwürdig, sondern scheint eine Art Infektion zu sein.

Dick hingegen denkt, er müsse sich nur um ein paar harmlose Tierkrankheiten kümmern, als er irgendwo in die Wildnis gerufen wird. Dort angekommen merkt er aber, dass da absolut überhaupt nichts stimmt und merkwürdige Bergleute ein sehr aggressives Verhalten an den Tag legen.

Nilla weiß überhaupt nicht wer sie ist, als sie zu Bewusstsein kommt. Kein Name kein nichts.

Wie Bannerman erfährt, verließ der verantwortliche Direktor schon vor einiger Zeit per Flugzeug das Gefängnis und diesen gilt es so schnell wie möglich wieder einzufangen und unter Quarantäne zu stellen. Wie sich zeigt viel zu spät, denn inzwischen schwappt die „Infektion“ über. Mehr und mehr Menschen mutieren, legen ein merkwürdiges Verhalten an den Tag und fallen ihre Mitmenschen an.

Wichtig ist hierbei die Unterscheidung von Dick und Nilla. Denn schon sehr bald muss man feststellen, dass auch Dick zu einem tumben, geistlosen Zombie geworden ist. Nilla hingegen, scheint ebenfalls tot zu sein, besitzt aber noch einen eigenen Verstand und Gewissen.

Bannerman bemerkt dies auch und er ahnt, dass dieses Mädchen wichtig sein könnte. Diese kann sich durch einige interessanten, übernatürlichen Fähigkeiten aber das ein oder andere male aus eben diesem Zugriff befreien und denkt gar nicht daran, sich irgendwie fangen oder wie alle anderen Untoten töten zu lassen. Gerade diese „Fähigkeit“ (ich will ja nicht zu viel verraten) wird leider sehr unglücklich in die Geschichte eingeführt, mich hat sie zuerst verwirrt da ich einen komischen Logikfehler vermutete, bzw. damit wie auch Nilla selbst, nicht sofort dahinter kam.

Als wäre dies nicht genug, nimmt ein merkwürdiges Wesen namens Mael Mag Och Kontakt mit Nillas Geist auf. Dieser erzählt ihr, dass sie eine wichtige Rolle in einem besonderen Plan spielt, der es unter anderem vorsieht die Menschheit auszurotten, da diese die Götter erzürnt hätten.


Während Bannerman verzweifelt versucht die letzten Stellungen zu halten und dabei sich treu ergeben nach alter Manier von einem merkwürdigen Zivilisten befehlen lässt, irrt Dick doof mordend umher und Nilla versucht sich vor Bannerman und Co zu verstecken und ihren Identität herauszufinden.

Dieser hoffentlich nicht schon zu tiefe Einblick in die Handlung umschreibt diesen durchaus latent gesellschaftskritischen und dennoch spannenden und sehr blutigen Horror. Und um nicht für zu viel Verwirrung zu sorgen:

Mit Brutalität in der Literatur hab ich per se kein Problem sofern sie an der richtigen Stelle steht und auch einen Sinn macht. Bei einem Zombiehorrorsplatterroman erwarte ich ja geradezu Blut, Tod und Verderben. Hier auf die Humanistenbremse zu treten macht bei dieser bewusst gewählten Ausrichtung keinen Sinn. Auch Krimis und Thriller können sehr brutal und gut sein, sofern dies einem bestimmten Zweck dient. Und damit ist nicht die Kompensierung eines schwachen Plots oder fehlender Spannung gemeint. Meine bisherige Kritik an brutalen Büchern bezog sich in der Regel einzig und allein darauf, dass eben diese Brutalität vorrangig vor sich hergetragen wurde und weder der Stimmung, Spannung, Authentizität, Identifikation oder sonst irgendwie dem Handlungsverlauf dienlich war. Und ganz ehrlich: friedlich Blumen pflückende Zombies sind doch ein Witz?

Trotz alledem gelingt dem ganzen eine gesunde Mischung, das Nachfolgebuch dürfte laut aufgeschnappten Erfahrungsberichten blutiger sein, es befindet sich aber hier alles im guten, gesunden Rahmen. Die schnellen Wechsel gefallen mir sehr und ähneln meiner eigenen, bevorzugten Schreibweise, in dem jeder Abschnitt einen miesen Cliffhänger provoziert.

Die angepappte Erklärung am Ende ist auch schon die größte Schwachstelle, denn sonderlich innovativ ist diese inklusive der Beweggründe nicht, wenn man sich die berühmte Verfilmung eines Computerspiels, ähnlichen Themas anschaut. Die ganzen militärischen Abkürzungen werden im Anhang auch noch brav erklärt, insofern wurde sich schon Mühe gegeben, dem ganzen einen realistischen oder besserwisserischen Rahmen zu geben. Je nachdem wie man das sieht, wenn man mit militärischen Abkürzungen zeitweise bombardiert wird.

Die Charaktere sind, sofern dies möglich ist (Nilla kann man ja kaum groß Charakterisieren wenn sie keine fassbare Vergangenheit hat und zudem von ihrem Hunger getrieben wird) gut ausgearbeitet und sympathisch. Das Bild von ausgestorbenen Landstrichen und einer unaufhaltbaren Welle an Angreifern ist mitunter recht düster und melancholisch.

Mir persönlich hat das Buch sehr gut gefallen, man darf kein literarisches Meisterwerk erwarten aber für unverbindliche Zombieaction sicherlich kein Fehlgriff.

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