Es gibt Bücher, die lese ich ehrlich gesagt in der
Hoffnung von ihnen etwas lernen zu können, zumindest halte ich es für möglich,
wenn ich den Klappentext oder eine Beschreibung dazu lese. Ich mag eine subtile,
doppelbödige Erzählweise die sich mehr im Hintergrund und zwischen den Zeilen
abspielt, nicht das brachial Offensichtliche, welches dem Leser den
Gedankentransfer abnimmt. Die Kunst ist es, dabei nicht in das Verschwurbelte
abzurutschen, es soll sich nach wie vor natürlich anfühlen und nicht wie die
Interpretation einer Abiturprüfung. „In <Die Wunderübung> erweist sich
Daniel Glattauer ein weiteres Mal als ein Meister darin, die feinen
Zwischentöne im Dschungel unserer Gefühle darzustellen“ – diese Beschreibung
hatte mich schon, sowie der sehr minimalistisch gehaltene Plot.
Inszeniert wie ein klassisches Kammerspiel haben wir nur einen festen Raum, die
Beratungsstunde – dazu in den Rollen, den Paarberater und Joana und Valentin,
ein Paar welches gerade in einer Art Krise steckt. Das Buch selbst bezeichnet
sich als Komödie und teasert an, „doch nicht nur Joana und Valentin haben
ein Problem – auch der Therapeut selbst scheint in gröberen Schwierigkeiten zu
stecken“ – damit könnte man zumindest mal arbeiten. Wir haben eine Ausgangssituation
und ohne Hilfe von fremden Mitteln sollte im Dialog ein Handlungsverlauf sowie
ein Plot Twist über „Zwischentöne“ verlaufen. Finde das wie gesagt aus rein
technischer Sicht, Dialogführung, Fokus und Co. durchaus reizvoll.
Der Start in der Handlung ist nach ein paar Regieanweisungen und Beschreibungen
stockig und schwer, aber passend – immerhin geht man ja nicht gerade freiwillig
zu solch einem Termin, um vor einem fremden Menschen über sich und schwelende
Probleme mit seinem Partner zu erzählen und noch schlimmer, sich direkt mit
diesem darüber auszutauschen.
Was folgt ist größtenteils ein ähnliches Spektakel wie – ohne despektierlich
klingen zu wollen – ein typisches Lustspiel, Volks- oder Dorftheater, ich habe
viele Stücke schon gesehen. Die Schemata sind sich sehr ähnlich, natürlich muss
der Mann einen Fauxpas begangen haben, die Probleme sind stereotypisch, es ist
auch kein Spoiler, weil es typisch ist. Hie und da gibt es ein paar Wortwechsel
und Ideen die erfrischend und lustig sind, trägt aber leider nicht das ganze
Buch und so läuft alles auf die große Überraschung zu.
Und diese ist leider sehr vorhersehbar, sobald sie sich andeutet wird klar auf
was es hinausläuft und ist gegen Ende sehr hastig zusammengeschustert und die
Story beendet. Das ist schade, denn wie gesagt gibt es doch ein paar Stellen
die zum schmunzeln anregen und so war die Werbung wohl besser als das Resultat.
Mit knapp hundert Seiten ist das Buch aber auch schnell gelesen, kurzweilige
Unterhaltung eben. Kann man lesen, muss man aber nicht – ich habe danach ein
anderes Buch vom gleichen Autor gelesen, welches nicht ganz, aber ähnlich
funktioniert. Das werde ich später mal hier ebenfalls vorstellen, denn dort
konnte ich zu meiner positiven Überraschung, dann doch ein klein wenig was bei
lernen. Hier leider nicht, das hätte ich wahrscheinlich auch selbst hinbekommen.
Trotzdem, wer nicht viel Zeit hat und mal ein lustiges, harmloses Buch über
einen Ehekonflikt lesen möchte, gerne.
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