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oder verpass das Schönste.
Buch, Bücher, am büchsten - hier gibt's viele bunt durchgewürfelte Buchrezessionen und Empfehlungen, weil es eben mehr als nur ein Zeitvertreib ist.

Freitag, 10. April 2020

Daniel Glattauer – Die Wunderübung

Es gibt Bücher, die lese ich ehrlich gesagt in der Hoffnung von ihnen etwas lernen zu können, zumindest halte ich es für möglich, wenn ich den Klappentext oder eine Beschreibung dazu lese. Ich mag eine subtile, doppelbödige Erzählweise die sich mehr im Hintergrund und zwischen den Zeilen abspielt, nicht das brachial Offensichtliche, welches dem Leser den Gedankentransfer abnimmt. Die Kunst ist es, dabei nicht in das Verschwurbelte abzurutschen, es soll sich nach wie vor natürlich anfühlen und nicht wie die Interpretation einer Abiturprüfung. „In <Die Wunderübung> erweist sich Daniel Glattauer ein weiteres Mal als ein Meister darin, die feinen Zwischentöne im Dschungel unserer Gefühle darzustellen“ – diese Beschreibung hatte mich schon, sowie der sehr minimalistisch gehaltene Plot.

Inszeniert wie ein klassisches Kammerspiel haben wir nur einen festen Raum, die Beratungsstunde – dazu in den Rollen, den Paarberater und Joana und Valentin, ein Paar welches gerade in einer Art Krise steckt. Das Buch selbst bezeichnet sich als Komödie und teasert an, „doch nicht nur Joana und Valentin haben ein Problem – auch der Therapeut selbst scheint in gröberen Schwierigkeiten zu stecken“ – damit könnte man zumindest mal arbeiten. Wir haben eine Ausgangssituation und ohne Hilfe von fremden Mitteln sollte im Dialog ein Handlungsverlauf sowie ein Plot Twist über „Zwischentöne“ verlaufen. Finde das wie gesagt aus rein technischer Sicht, Dialogführung, Fokus und Co. durchaus reizvoll.

Der Start in der Handlung ist nach ein paar Regieanweisungen und Beschreibungen stockig und schwer, aber passend – immerhin geht man ja nicht gerade freiwillig zu solch einem Termin, um vor einem fremden Menschen über sich und schwelende Probleme mit seinem Partner zu erzählen und noch schlimmer, sich direkt mit diesem darüber auszutauschen.

Was folgt ist größtenteils ein ähnliches Spektakel wie – ohne despektierlich klingen zu wollen – ein typisches Lustspiel, Volks- oder Dorftheater, ich habe viele Stücke schon gesehen. Die Schemata sind sich sehr ähnlich, natürlich muss der Mann einen Fauxpas begangen haben, die Probleme sind stereotypisch, es ist auch kein Spoiler, weil es typisch ist. Hie und da gibt es ein paar Wortwechsel und Ideen die erfrischend und lustig sind, trägt aber leider nicht das ganze Buch und so läuft alles auf die große Überraschung zu.

Und diese ist leider sehr vorhersehbar, sobald sie sich andeutet wird klar auf was es hinausläuft und ist gegen Ende sehr hastig zusammengeschustert und die Story beendet. Das ist schade, denn wie gesagt gibt es doch ein paar Stellen die zum schmunzeln anregen und so war die Werbung wohl besser als das Resultat. Mit knapp hundert Seiten ist das Buch aber auch schnell gelesen, kurzweilige Unterhaltung eben. Kann man lesen, muss man aber nicht – ich habe danach ein anderes Buch vom gleichen Autor gelesen, welches nicht ganz, aber ähnlich funktioniert. Das werde ich später mal hier ebenfalls vorstellen, denn dort konnte ich zu meiner positiven Überraschung, dann doch ein klein wenig was bei lernen. Hier leider nicht, das hätte ich wahrscheinlich auch selbst hinbekommen.

Trotzdem, wer nicht viel Zeit hat und mal ein lustiges, harmloses Buch über einen Ehekonflikt lesen möchte, gerne.

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