Wieder mal ein Jugendbuch, dieses Mal von Brigitte Blobel welche mit ihrem Roman
„Rote Linien – Ritzen bis aufs Blut“
ein in der heutigen Zeit unterschätztes Thema aufgreift. Was ich persönlich
erwarte, ist eine tiefsinnige Geschichte, mit ausgearbeiteten Problemen und
einem feinfühligem Vorgehen, welches das Emo Klischee nicht nährt, sondern
gekonnt den Wind aus den Segeln nimmt.
Der Titel ist da schon der erste Reinfall, denn plakativer
kann man, neben dem „wunderbaren“ Cover nicht anfangen. Ich will jetzt auch
nicht selbst viel über den Inhalt verlieren, genau genommen ist der Klappentext
ideal für die Beschreibung dieses Buches:
Kitty war bisher immer eine gute Schülerin gewesen. Aber
jetzt hat sie Angst – vor der Schule, vor den Lehrern, eigentlich vor allem …
Sven ist der Einzige, der merkt, dass Kitty wirklich Hilfe braucht. Aber da ist
es schon fast zu spät.
Was aufgefallen? Ursache, Grund etc. pp. ist sehr
Wischiwaschi und das wird auch im Buch selber nicht wirklich viel besser. Die
helfende Hand Sven ist in meinen Augen äußerst unsensibel und unsympathisch,
die dargestellte Welt der Jugendlichen veraltert, beziehungsweise äußerst
absurd fremd für mich und spätestens als Selbstverletzendes Verhalten (SVV) in
einem Topf mit Suizid geworfen wird, schrillen meine Alarmglocken! Das hat de
facto nichts miteinander zu tun, sondern sind zwei sehr heikle Baustellen,
welche sich überschneiden können, aber nicht zwangsläufig müssen. Trotzdem
entsteht hier dieser Eindruck! Halte ich persönlich für einen fatalen Fehler.
Weiter steht in dem Klappentext: „[…] ein ernstes und
schwieriges Thema, von der Autorin sensibel und einfühlsam umgesetzt.“
Bemüht, ich würde es auf ein wohlwollendes „bemüht“ herunter
brechen. Die Autorin will sicherlich schon, aber das Ergebnis ist es nicht!
Dafür wird die Thematik viel zu oberflächlich behandelt und
genau das sollte bei solch einem Fall nicht passieren. Auch den
Psychiatrieaufenthalt – ohne jetzt zu viel spoilern zu wollen – finde ich sehr
unglaubwürdig.
Für kurzweilige Unterhaltung steht es jedem frei zu lesen,
aber für Interessierte in diesem Bereich würde ich dann doch lieber Paulo Coelho und „Veronika
beschließt zu sterben“ empfehlen.
Das ist zwar auch nicht 100%-ig orthodox, aber besitzt wesentlich mehr Tiefe
und Gefühl.
Und ja – Achtung
Falle! Paulo Coelho handelt nicht von SVV, nicht dass der falsche Eindruck
entsteht. Aber da Blobel leider wirklich alles in einem Topf wirft, kann man
sich aus den Zutaten ja das Beste rauspicken.
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