Uff… normalerweise schreibe ich nicht sofort nachdem ich ein
Buch zu Ende gelesen habe, auch gleich darüber ein Review, sondern lasse schon
länger wartenden Titeln den Vortritt. Oft muss ich da kurz noch mal quer lesen,
mir einige Namen wieder ins Gedächtnis rufen und dann bekomm ich dies, einen
nicht allzu langen zeitlichen Abstand ausgenommen, locker und lässig auf die
Reihe.
Das ist und wäre hier sicherlich nicht anders, allerdings
hab ich überhaupt keine Lust mehr, dieses Buch nochmals genauer anzuschauen,
weil es mich jetzt zig Wochen gekostet hat, die ich äußerst zäh und mühsam
voran kam und auch als solche empfand. Man kann dem Buch zu Gute halten, dass
ich oft sehr müde war und anstrengende Wochen hinter mir hatte, aber ich bin
fast jedes mal nach 5 Seiten im Zug eingeschlafen, beziehungsweise hielt dies
für sinnvoller.
Aber alles der Reihe nach: Um was geht es in diesem Buch
einer scheinbar aufstrebenden, jungen tschechischen Nachwuchsautorin?
Philosophisch angepackt wohl um Selbsterfüllung, Hoffnung,
Resignation, Glück, Scheitern, Liebe – die ganz großen Dinge im Leben salopp
gesagt.
Der Klapptext suggeriert mir hierbei zwei Dinge. a) Es geht
um eine junge tschechische Fotografin namens Terzea welche ihr Glück in New
York sucht und dort erkennen muss, „dass niemand auf sie gewartet hat“ –
zufällig auf einer Parkband Ramid trifft der irgendwo aus der Ecke Naher
Osten/Persien/Kasachstan oder wo auch immer herkommt (so genau bin ich da nie
mitgekommen, sofern es überhaupt erwähnt wird) , welcher ihr Geschichten über
seinen Onkel und seiner Mutter erzählt, welche „wild, verführerisch, traurig“
etc. pp. sind & b) dass das Buch echt gut sein muss, behauptet zumindest
der ORF welcher zitiert wird.
Schaut man genauer hin, so stellt man fest, dass dieser sich
auf ein ganz anderes Buch der Autorin bezieht und nun ja, keine Ahnung was dann
dieser Aufdruck dort soll.
Aber kommen wir zurück zum Buch und zur eigentlich der innen
wohnenden Problematik.
Der Handlungsstrang, sofern man diesen so nennen kann,
gleicht mehr einem weit verzweigten Wurzelwerk, als eben einem Strang. Die
Geschichten des Onkels und der Mutter vertiefen sich derartig, dass wir
teilweise fast 100 Seiten nicht mal mehr über das Wort Tereza stolpern, von der
wir ausgingen, dass sie die tragende Rolle spielt.
Hinzu kommt eine sehr ungewöhnliche, wenn nicht sogar schon
unorthodoxe Erzählweise. Wir haben in dem Buch nicht wirklich Kapitel, das
ganze gliedert sich – sofern mich meine Erinnerung nicht täuscht – in gerade
mal 3 Teile auf. Es gibt kein Inhaltsverzeichnis um dies zu überprüfen, noch
scheint ein neuer Teil wesentlich etwas zu ändern, aber genau genommen kann man
sagen, dass es keine Kapitel gibt.
Nur unglaublich viele Absätze unterschiedlicher Länge.
Manchmal 2-3 Seiten lang, manchmal aber auch nur ein einzelner Satz, wenn
dieser zum Beispiel als Dialog eingeführt wird.
Dialoge können, müssen aber nicht inklusive
Gesprächspartnerwechsel in einem neuen Absatz stattfinden. Es gibt nicht so
etwas wie eine konstante Regelung und wirklich unübersichtlich in meinen Augen
sind die knallharten Themensprünge.
Ein neuer Absatz kann aus einer Geschichte in die nächste
springen oder in einer gemeinsamen, oder überlagerten Ebene münden. Das ist
zwar nicht ganz so verwirrend wie es jetzt so geschrieben klingt, aber ich
empfand es als nicht sonderlich einfach. Somit kann man zwar im Endeffekt,
jederzeit irgendwo einsteigen – aber viel bekommt man so auch nicht mit. Ich
hab fast jedes Mal mindestens zwei Absätze weiter vorne wieder angefangen zu
lesen, was genau genommen nicht notwendig gewesen wäre, aber wenigstens die
letzten Ereignisse im Gedächtnis reaktiviert hat. Aber so kommt man auch nicht
wirklich voran.
Der Höhepunkt sind allerdings thematische Sprünge innerhalb
des Satzes oder urplötzliche Zusatzinformationen, die man nicht wirklich
einordnen kann und eigentlich nur verwirren. Ich hatte wirklich haufenweise
Beispiele, aber natürlich keine Ahnung wo diese jetzt stehen. Somit beschränke
ich mich auf einen stellvertretenden Satz:
„Sie dachten beide daran. Dass keiner dabei war. Während das erste Telefonkabel ins Meer purzelte, dick wie eine Gaspipeline in Kasachstan, in Kopftüchern pflügten sie die Felder, in Kopftüchern ließen sie die Ziegen weiden, in Kopftüchern transportierten sie auf Kamelen Leinensäcke voller Muskatnüsse.“
Ich mein ich kann die logische Kette schon verstehen, dass
sich letzteres auf Kasachstan bezeiht, aber was tut dies zur Sache und was soll
mir das jetzt sagen, worauf will das hinaus? So fängt übrigens der Absatz an,
dass sind die ersten drei Sätze.
Und kombiniert man die Tatsache, dass durchaus oft mit
Vergleichen, Symbolen und versteckten Andeutungen gespielt wird, mit den
raschen kaum nachvollziehbaren Szenenwechseln und schnellen Schnitten mit
solchen Satzkonstruktionen, dann äh steig ich in gewisser Weise aus und stell
mir die gleiche Frage, wie ich sie mir andauernd, den Inhalt des Buches betreffend
gestellt habe.
Worauf will das eigentlich hinaus?
Das Buch kommt selten auf den Punkt, es ermöglicht es mir
gar nicht erst, mich mit den Akteuren, die ständig wechseln und an Bedeutung
gewinnen oder verlieren, zu identifizieren. Sie bleiben mir in gewisser Weise
fremd bis hin zu gleichgültig!
Genauso gut könnte mir ein Wildfremder auf der Straße von
seinem Leben erzählen. Das kann interessant sein, bringt mir aber im Regelfall
nicht sonderlich viel.
Und das ist verdammt schade, denn genau betrachtet hat das
Buch durchaus eine sehr ausdrucksstarke und bildhafte Sprache, sehr still und
melancholisch, in gewisser Weise sogar kritisch bis hin zu verzweifelt.
Mir liegt so etwas durchaus und ganz gegen Ende tun sich
auch nach und nach einige lose Verknüpfungen zwischen den Geschichten auf, weil
das Schicksal viel vorherbestimmt hat und wenigstens die ein oder andere
Geschichte somit ihre Daseinsberechtigung hatte. Die letzten Seiten gewinnt es
plötzlich an Charme aber in gewisser Weise bin ich da schon angekommen nachdem
der Zug längst abgefahren ist.
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