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oder verpass das Schönste.
Buch, Bücher, am büchsten - hier gibt's viele bunt durchgewürfelte Buchrezessionen und Empfehlungen, weil es eben mehr als nur ein Zeitvertreib ist.
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Freitag, 28. September 2012
Minette Walters – Der Nachbar
Ein sehr gutes und spannendes Buch war in meinen Augen „Der Nachbar“ von Minette Walters. Man kann dem Buch vorwerfen, ein etwas zu rundes und pathetisches Ende a là Hollywood zu haben, wobei dies auf keinen Fall im Sinne von Friede, Freude, Eierkuchen verstanden werden darf.
Aber wer sich daran nicht stößt, findet hier eine wunderbare Mischung aus Krimi, Thriller und Drama mit einem unterschwelligen Appell zur Vernunft. Das Thema ist brisant und lässt Gemüter gewöhnlich und nachvollziehbar hoch kochen, zeigt aber wunderbar warum Mäßigung wichtig ist. Sollte wirklich jeder lesen müssen, der sich per se für das Thema Todesstrafe ausspricht.
Und Tote gibt es hier! Gleich zu Beginn wird rückblickend vorgegriffen, als von schrecklichen Ausschreitungen mit 3 Toten und über 180 Verletzten berichtet wird. Eingeleitet durch Polizeiberichte, Aktenzeichen und Funksprüchen werden die Entwicklungen und der Ablauf des Massakers beschrieben.
Schauplatz ist ein kleiner, eingeschlossener Randbezirk einer englischen Stadt, welcher nicht gerade zu den schönsten Ecken gehört und als Problembezirk inklusive typischer, krimineller Elemente gilt. Dennoch hält das Viertel zusammen und als durchsickert, dass ein Pädophilier direkt hier einquartiert wurde, fängt das Pulverfass Feuer. Verstärkt wird das Ganze noch, als plötzlich die kleine Amy spurlos verschwindet.
Die Bewohner riegeln den Bezirk komplett ab und ziehen aufgeheizt und unter Alkohol und Drogen stehend zur, zunächst friedlichen Demo.
Geplant hatten dies Melanie Patterson und ihre Mutter, nachdem sie dies spitz bekamen. Zwar hatte ihr frisch aus dem Gefängnis entlassener Mann Jimmy sie davon abhalten wollen, zumal er – sich noch auf Bewährung befindend – keinen Ärger anzetteln wollte, aber der Eifer der Frauen war nicht zu bremsen.
Mitten im Geschehen ist Dr. Sophie Morrison, eine im Viertel angesehene Ärztin, welche ausgerechnet an diesem Tag nach Feierabend doch noch einen Arztbesuch abstattet und dummerweise diesen genau im Haus des Pädophilien Milosz macht. Dieser entpuppt sich zwar als harmlos und als am Verschwinden der kleinen Amy nicht beteiligt, das Problem ist aber mehr der Patient selber: Sein tyrannischer Vater Franek. Ein ausgeprägter Sadist, der vollkommen unkontrolliert seinen Begierden nachkommen kann, da Milosz nur tatenlos zusieht.
Sophie ist vollkommen auf sich allein gestellt und kann auch nicht fliehen. Denn die Demo gerät natürlich schnell außer Kontrolle als die ersten Brandbomben von außen geworfen werden. Die Polizei indes kann nur tatenlos zusehen. Die Straßen wurden mit brennenden Barrikaden versperrt, der Hubschrauber ist hilfloser Beobachter der grausamen Szenerie welche in Wut und Panik umschlägt.
Jimmy wird unweigerlich mit reingezogen, als er erst eine verletzte Polizistin findet, welche warum auch immer sich allein in diesem Problembezirk aufhält und zudem seine schwangere Frau dringend aus dem Gedränge zu retten ist.
Parallel dazu ermittelt die Polizei eifrig und sucht verzweifelt Amy – wohl wissend, dass diese nicht vom Verdächtigen entführt wurde. Ebenso verzweifelt versucht sie, durch Kontaktpersonen den Mob unter Kontrolle zu halten und zu retten was zu retten ist.
Die Geschichte funktioniert hervorragend mit vielen Schauplatzwechseln und vielen, wirklich starken Charakteren – die man trotz ihrer teilweise vorhandenen Naivität lieb gewinnt, beziehungsweise sich um sie sorgt.
Man weiß, wie viele Leute sterben werden, aber nicht wer und möglich ist dabei sehr viel.
Ein ungemein fesselndes Buch, das eben mehr als nur ein Krimi, sondern auch eine Milieustudie ist. Ob dies zu 100% authentisch ist, wag ich nicht zu beurteilen – mir schien es aber ansprechender zu sein, als „Am Ende war die Tat“ von Elizabeth George, auch wenn diese sich viel länger ausschließlich damit befasste.
Von meiner Seite aus, wirklich empfehlenswert – sofern man sich am Eingangs Erwähntem nicht zu gestört fühlt.
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