Ein Sachbuch über
Poker. Brauch ich das, braucht man das überhaupt und was bringt es denn?
Kommen wir jetzt zu
einem ungewöhnlichen und bislang einzigartigem Einstieg, in dem ich gleich
einmal verrate, das Buch nicht komplett gelesen zu haben. Normalerweise gebe
ich dann auch keine Meinung darüber ab, hier kann ich dies aber schon tun!
Zum Einsteig sei zudem
gesagt, dass ich schon zuvor ein fortgeschrittener Poker Spieler war, welcher
über Regeln und Taktiken bescheid wusste. Mein Spiel war recht aggressiv und
ungestüm, was mir wahnsinnig schnell große Erfolge als auch Verluste
einbrachte. Da ich um kein echtes Geld spiele, konnte ich auch nichts
verlieren. Meine Intention war nur mal zu schauen, ob ich hie und da das Spiel
ein wenig verbessern könnte.
Was das Buch nicht
garantiert ist einen 100%-igen Gewinn, auch wenn der Untertitel einen
Chrashkurs für Gewinner anbietet. Für mich sehr wichtig und erwähnenswert
ist es, dass das Buch keine Sieggarantie verspricht sondern bewusst klar macht,
dass es so etwas gar nicht gibt!
Hätte es dies getan,
wäre es einem gnadenlosen Augenwischereiverriss ausgesetzt gewesen, da kein
seriöses Buch eine 100%-ige Siegstrategie versprechen kann! Poker ist und
bleibt ein Glücksspiel, welches mit taktischem Geschick gewonnen werden kann -
trotzdem aber dem Zufall untergeordnet ist. Bestimmtes Wissen und Verhalten
lässt einen eher zum Gewinner werden, garantiert dies aber nicht. Da dies
glaubhaft versichert wurde, wurde so schon der erste Pluspunkt gesammelt.
Für mich ist es
wichtig diese Punkte hervorzuheben und herauszustreichen um einen qualitativ
hochwertigen und keinen illusionären Bericht zu erstellen.
Man kann viel
Wichtiges in diesem Buch lernen, sofern man in diesen speziellen Bereichen
etwas dazu lernen möchte. Alles ist nur so wichtig und interessant, wie man es
selbst als wichtig oder interessant erachtet.
Das Buch leitet mit
dem Vorwort des Pokerweltmeisters Greg Raymer ein und erklärt verständlich die
Grundzüge des Spiels. Anschließend – mein einziger Kritikpunkt – erklärt es
ausführlich die Registrierung auf pokerstars.com.
Ist zwar
verständlich, dass immer wieder auf diese Seite verwiesen wird, wenn es in
Zusammenarbeit mit eben genau jener Seite geschrieben wurde – mich hat es aber
eher gestört. Ich spiel rein aus Spaß nur auf playit.ch, von daher störten mich
diese Anwerbversuche eher.
Was ich recht
interessant und wichtig finde, ist die Auflistung der Wahrscheinlichkeiten.
Poker lässt sich unmöglich nach Schablone spielen, daher ist es wichtig ein
Gefühl dafür zu bekommen. Dies gelingt sehr gut damit, indem aufgezeigt wird
wie wahrscheinlich und stark welche Ausgangshand vor dem Flop ist. Man sieht
recht schnell, dass eine Bildkarte (z.B. J3) nicht unbedingt eine starke Hand
bedeutet.
Genauer werden
verschiedene Strategien je nach Spiel- und Platzierungssituation erläutert und
warum man manch schwächere Hand an einer anderen Sitzposition eher spielen
könnte und was es dabei zu beachten gibt. In meinen Augen etwas arg kurz
erklärt ist, wie es sich errechnen lässt ob es sich lohnt einen gewissen
Beitrag mitzugehen. (Pott-Odds) Für mich war dies etwas zu kurz gefasst oder
auch zu theoretisch. Jedenfalls konnte ich diese, gar nicht mal so unwichtigen
Überlegungen nicht in mein Spiel bewusst integrieren.
Ebenso werden
verschiedene Spielertypen vorgestellt, Spielweisen (All-in, Slow Play, Bluffen)
und diverse Szenarien simuliert, unter anderem wann es sinnvoll ist, eine
starke Hand wegzuwerfen.
Die Spielvarianten
in Turnieren und der Unterschied zwischen Live und Online wird auch noch
erklärt und wie sich Gegenspieler „lesen“ lassen, durch stereotypisches und
psychologisches Verhalten, bevor das ganze mit einem nützlichen Fachsprachen
ABC und weiteren Wahrscheinlichkeiten abgerundet wird.
Neben der nervigen
und unterschwelligen Seitenwerbung und einem etwas arg theoretischem „ich hatte
das, er hatte das und dann kam das“ – was anfangs Einblicke auf die Sichtweise
eines Profis gibt, sich aber etwas zu lang zieht, hat man hier ein zufrieden
stellendes Komplettpaket.
Besser wird man
durch das bloße lesen allerdings nicht. Wichtig ist das, was man daraus
mitnimmt und noch wichtiger natürlich die Erfahrung. Der vorgeschlagene
Spielstil ist gesamt betrachtet sehr defensiv und langfristig, bei schnellen
Runden weniger spaßig und schwerer durchsetzbar, bei längeren Turnieren aber
erfolgreicher. Mir hat es insofern geholfen, gelassener und ruhiger zu
reagieren, da ich Situationen weniger euphorisch einschätze, wenngleich ich
einen Tick aggressiver spiele.
Ich
ärgere mich inzwischen zwar öfter, hohe Kombination verworfen zu haben – unter
dem Strich hab ich mit mehr Disziplin aber langfristig konstanteren Gewinn. Für
das ernsthafte Spielen hat es mir etwas gebracht, für 5 Minuten Spieler scheint
es mir aber weniger geeignet.
Daher
zur Ausgangsfrage: Nein – ein Pokerbuch braucht man per se nicht. Wenn man sich
allerdings etwas tiefer mit der Materie beschäftigen möchte, ist dies ein recht
einsteigerfreundliches Buch mit vielen Stärken und wenigen Schwächen. Also eine
mögliche Option, keine Pflicht.
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