Wie
fange ich am besten dabei an? Vielleicht damit, dass ich mich normalerweise
nicht wirklich für das inzwischen leider gnadenlos überlaufene Vampirgenre
interessiere und es auch nicht speziell für dieses Buch tat und immer noch tue.
Viel
mehr hatte ich insbesondere diese Serie hämisch belächelt, klingt doch der
Klapptext von Band 1 bis 17 vom Aufbau und Prinzip wenig innovativ und immer
gleich. Die aufgedruckten Lobpreisungen versprachen einen Reiz, den ich nicht
im Geringsten nachvollziehen kann und konnte.
Aber
ich verschließ mich grundsätzlich wenigem, lese bewusst breitgefächert und kann
somit immerhin ein „Fachwissen“ aufbauen, welches tatsächlich von Nutzem sein
könnte. Als vorliegendes Exemplar bei einem Räumungsverkauf für nahezu umsonst
zu haben war, zögerte ich noch ein wenig, schlug aber dann doch zu. Was steckt
hinter dem Hype? Gekonntes Handwerk oder austauschbare Trivialliteratur? Was
rechtfertigt diese Serienproduktion und was und wieso scheint es so gut
anzukommen?
Um
das Fazit vornweg zu nehmen. Genau diese Fragen stell ich mir immer noch.
Wahrlich überzeugen konnte mich das Buch nicht und ich werde auch keinen
weiteren Versuch dafür brauchen. Qualitativ schwankt es zwischen dem unteren
Mittelmaß und der darunter befindlichen Stufe. Warum, kann ich im Folgenden
hoffentlich konstruktiv und nachvollziehbar darlegen.
Interessanterweise
beginnt das Buch nämlich mit einer Art Index, in der etliche „Fachbegriffe“
erklärt sind. Das viele davon vollkommen sinnbefreit sind ist das eine, viel
mehr wird hier auch schon mal klar gemacht was den Leser erwartet und was er
sich unter den beworbenen Worten „Düster. Erotisch. Unwiderstehlich.“
vorstellen kann.
Stellvertretend
ist hierbei der Begriff „Phearsom“ welcher wie folgt erklärt wird:
„Begriff, der sich auf die Funktionstüchtigkeit der männlichen Geschlechtsorgane bezieht.“ (S.14)
Getoppt
wird dies nur noch von meinem absoluten Lieblingsbegriff:
„Triebigkeit – Fruchtbare Phase einer Vampirin. Üblicherweise dauert sie zwei Tage und wird von heftigem sexuellem Verlangen begleitet. […]“ (S.16)
Chapeau!
– bislang waren mir nur läufige Hündinnen bekannt, jetzt auch „triebige“
Vampirinnen. Wenn das nicht ein ordentlicher Einheizer ist…
Ich
finde es einfach nur schlecht und schlicht und kann schon erahnen worauf das
Buch bei solch Termini hinaus will.
Das
ich mit diesem Gedanken voll und ganz richtig lag, wird im Verlauf der Handlung
deutlich. Pardon ich vergas, es gibt ja noch eine Handlung! Um hier nicht
gleich Verwirrung zu stiften, muss etwas genauer in die Welt der schwarzen
Dolche eingeführt werden.
Die
Jungfrau der Schrift ist ein mystisches Wesen in einer anderen Sphäre und hatte
einst die Vampire erschaffen und steht dem König der Vampire mit Rat und Tat
zur Seite. In dieser Welt lebt noch ihre Tochter Pain, welche nichts sehnlicher
wünscht, als in die andere Welt zu dürfen.
Jetzt
gibt es also Vampire, aber selbst dort ist ein Vampir nicht gleich ein Vampir.
Die Sympath(en) sind eine eigene Spezies mit der Macht Gedanken und Gefühle zu
manipulieren. Das fanden die Vampire nicht sonderlich cool, daher ist diese Art
nicht nur geächtet und gefürchtet sondern auch fast vollständig ausgerottet.
Dann
gibt es noch Lesser, seelenlose Menschen die Jagd auf Vampire machen und
irgendwie ähnlich rekrutiert werden, wie man es klassischerweise von Vampiren
kennt, aber so schlau werde ich nicht daraus. Die Hintergrundinfos finde ich
etwas spärlich, aber ich hätte ja Band 1 bis 15 lesen können und wäre dann
vielleicht ein Experte auf diesem Gebiet.
Dreh
und Angelpunkt ist Xhex, ein weiblicher Mischling von einer Vampirin und einem
Sympathen gezeugt, welche schwer verwundet im Behandlungszimmer der
Bruderschaft der schwarzen Dolche aufwacht. Ihr zur Seite steht der stumme
John, ein Vampir. Auf der Gegenseite steht Lesh, ein alter „Freund“ von Xhex,
welcher sie schwer misshandelte und auf der Seite der Lesser steht, zumindest
aber etwas mit ihnen zu tun hatte.
Obig
erwähnte Pain meldet sich auch ab und an zu Wort, wenn sie sich mit ihrer
Mutter streitet, ansonsten herrscht homoerotisches Gefühlchaos zwischen Blay,
Qhuinn und Saxton und Darius und Tohrment suchen eine entführte Vampirin.
Darüber hinaus gibt es einen weiteren Erzählstrang denn ich allerdings nicht
mehr im Kopf habe und hier wird dann auch schon das erste Problem ersichtlich.
Während
von Xhex und John sowie von Blay, Qhuinn und Saxton öfters die Rede ist,
verschwinden die anderen Erzählstränge teilweise nahezu komplett. Wenn ich mir
nach der Mitte des Buches fragen muss, wer bitte die handelende Person
eigentlich ist, da sie plötzlich wieder anknüpft wo sie ziemlich am Anfang
aufgehört hat – kann ich dies schwerlich einen gelungenen Erzählstrang nennen.
Zwar vervollständigt sich gegen Ende das ein oder andere, was ab einem
bestimmten Punkt vorhersehbar ist, aber manche Charaktere werden zu stark
ignoriert, beziehungsweise spielen eine zu untergeordnete Rolle. Da stellt sich
die Frage, ob sie dafür einen extra Handlungsstrang gebraucht hätten oder ob
sich diese Nebengeschichte nicht attraktiver hätte gestalten lassen können.
Auch
die Story an und für sich, ist in meinen Augen nicht unbedingt rund oder
authentisch. Es gibt ohne Zweifel gute Momente, welche eine starke Bildsprache
besitzen – aber sie werden gnadenlos überzeichnet. Es ist teilweise einfach,
viel zu viel Drama was gute Ansätze leider ansatzlos revidiert. Auch die
Sexszenen sind in meinen Augen viel zu lang gezogen, entbehren meiner Sicht
nach auch oft jeder Plausibilität. Da mag das gegenseitige Verlangen noch so
groß sein und dass der erste Geschlechtsakt unter dem Eindruck der vergangenen
Misshandlung/Vergewaltigung scheitert ist auch vollkommen nachvollziehbar. Aber
das es kurz danach absolut kein Halten mehr zu geben scheint ist es wiederum nicht.
Zwar müssen läufige, pardon triebige Vampirinnen nicht zwangsläufig wie
Menschen handeln, aber eine Nacht darüber schlafen und gut ist, scheint mir bei
dieser Thematik, dem Hintergrund doch etwas arg an den Haaren herbeigezogen.
Dass die leicht plumpe Schreibweise bei mir keine sonderlich erotischen Gefühle
weckt, ist da nur noch Nebensache.
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