Für
dieses Buch musste ich mir durchaus schon leicht spöttische Kommentare anhören.
Aber ja, ich lese auch „Frauenromane“ und hab damit eigentlich kein „Problem“.
Ganz
im Gegensatz zur Protagonisten Gerri, welche Mitte dreißig immer noch ohne Mann
und Kind ist und sich dies die ganze Zeit von ihrer ziemlich giftigen und
scharfzüngigen Verwandtschaft anhören darf. Vor allem ihrer dominanten Mutter
scheint sie nie was Recht machen zu können und auch ihren geliebten Beruf als
Groschenromanschreiberin sollte sie im Bekanntenkreis eher verheimlichen oder
umschreiben statt beim Namen zu nennen. Als dort ihre Erfolgsreihe aufgrund
einer Übernahme abgesetzt und ersetzt werden soll, verliert Gerri auch noch ihr
letztes Standbein.
Da
so alles irgendwie keinen Sinn mehr zu machen scheint und ihre Mutter sie
zufällig damit beauftragt hat, zig alte, abgelaufene Schlaftabletten zu
entsorgen – kombiniert sie diese mit ausreichend Wodka und hofft somit aus der
Welt zu scheiden. Davor schreibt sie fleißig Abschiedsbriefe an fast alle
Umstehenden, in denen sie allen die ungeschönte Meinung geigt.
Aber
nicht nur der Weg zum Suizidversuch ist kompliziert und voller Fallstricke,
auch danach wird es für Gerri nicht leicht, denn natürlich scheitert dieser.
Nur sind leider alle Briefe längst zugestellt und gelesen.
Bis
zu dieser Stelle vergeht recht viel Zeit, das folgenschwere Ereignis ist
folglich eher mittig im Roman angeordnet. Trotz der Distanzierung der Autorin
am Schluss, dass damit nichts verharmlost werden sollte, finde ich diesen
Schritt doch etwas arg übertrieben und im Kontext nicht kausal verständlich
sondern eher pubertär anmutend.
Klar,
bei diesem teils oberflächlichen, bissigen und intriganten Umfeld wäre ich auch
verrückt geworden, hätte aber primär erst einen heimlichen Umzug in Betracht
gezogen, statt mir wegen solch banal geschilderten Ereignissen den finalen
Stecker zu ziehen. Eine sensible Behandlung braucht Gerri danach sowieso nicht
erwarten, vor allem auf Seiten der Mutter ändert sich außer an neuen Vorwürfen
eigentlich nicht sehr viel. Ob das authentisch ist kann bezweifelt werden,
zumindest aber charakterlich angezweifelt werden.
Mit
dem frisch betrogenem Ole und Adrian, dem neuen Chef des Verlags hat Gerri aber
auf jeden Fall plötzlich potentielle Partner, wenngleich sich das Ganze nicht
so leicht gestaltet. Aber das überrascht an dieser Stelle nun wirklich
niemanden mehr.
Das
Buch ist auf jeden Fall kunterbunt und quirlig, der Schreibstil sehr locker und
leicht zu lesen, der Humor durchaus bissig und schwarz, teilweise überraschend
gut und treffend. Nur die Interaktion der Charaktere zueinander gefällt mir
nicht so sehr und ich hoffe ja echt, dass Frau ab 30 nicht im Allgemeinen so
ist. Auch die Partnerrochaden gehen für mein Empfinden viel zu leicht über die
Bühne und kratzen empfindlich an meinem Treue- und Liebesverständnis, fallen
zum Glück aber nicht zu schwer ins Gewicht.
Schönste Rezi ever! Mir wird bei dem Wort "Frauenroman", wie es in alltäglichen Geschäften der virtuellen und reelen Welt benutzt wird, regelmäßig schlecht (am besten noch mit schnörkeligen und/oder rosa Einband und natürlich immer Bridget Jones-Content, argh!). Screw them damn categories! ;)
AntwortenLöschenWeiter so!
PS: "ich hoffe ja echt, dass Frau ab 30 nicht im Allgemeinen so ist." FRau im Allgemeinen? Screw them damn categories ;)
Vielen Dank für deinen Kommentar, hat mich sehr gefreut. ;)
AntwortenLöschenUnd ja das Buchcover ist fast nur rosa, eigentlich hätte mir da schon der stereotypische Inhalt klar sein sollen - aber ich wollt da mal ganz vorurteilsfrei rangehen und Erfahrungen sammeln. Warum auch nicht^^
Ich geb mein Bestes... ;)
(Und nein so war das auch nicht gemeint^^ Ich hätte vielleicht Verallgemeinerungen nicht verallgemeinern sollen... :p)