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Dienstag, 16. April 2013

Kerstin Gier – Für jede Lösung ein Problem



Für dieses Buch musste ich mir durchaus schon leicht spöttische Kommentare anhören. Aber ja, ich lese auch „Frauenromane“ und hab damit eigentlich kein „Problem“.

Ganz im Gegensatz zur Protagonisten Gerri, welche Mitte dreißig immer noch ohne Mann und Kind ist und sich dies die ganze Zeit von ihrer ziemlich giftigen und scharfzüngigen Verwandtschaft anhören darf. Vor allem ihrer dominanten Mutter scheint sie nie was Recht machen zu können und auch ihren geliebten Beruf als Groschenromanschreiberin sollte sie im Bekanntenkreis eher verheimlichen oder umschreiben statt beim Namen zu nennen. Als dort ihre Erfolgsreihe aufgrund einer Übernahme abgesetzt und ersetzt werden soll, verliert Gerri auch noch ihr letztes Standbein.

Da so alles irgendwie keinen Sinn mehr zu machen scheint und ihre Mutter sie zufällig damit beauftragt hat, zig alte, abgelaufene Schlaftabletten zu entsorgen – kombiniert sie diese mit ausreichend Wodka und hofft somit aus der Welt zu scheiden. Davor schreibt sie fleißig Abschiedsbriefe an fast alle Umstehenden, in denen sie allen die ungeschönte Meinung geigt.

Aber nicht nur der Weg zum Suizidversuch ist kompliziert und voller Fallstricke, auch danach wird es für Gerri nicht leicht, denn natürlich scheitert dieser. Nur sind leider alle Briefe längst zugestellt und gelesen.

Bis zu dieser Stelle vergeht recht viel Zeit, das folgenschwere Ereignis ist folglich eher mittig im Roman angeordnet. Trotz der Distanzierung der Autorin am Schluss, dass damit nichts verharmlost werden sollte, finde ich diesen Schritt doch etwas arg übertrieben und im Kontext nicht kausal verständlich sondern eher pubertär anmutend.

Klar, bei diesem teils oberflächlichen, bissigen und intriganten Umfeld wäre ich auch verrückt geworden, hätte aber primär erst einen heimlichen Umzug in Betracht gezogen, statt mir wegen solch banal geschilderten Ereignissen den finalen Stecker zu ziehen. Eine sensible Behandlung braucht Gerri danach sowieso nicht erwarten, vor allem auf Seiten der Mutter ändert sich außer an neuen Vorwürfen eigentlich nicht sehr viel. Ob das authentisch ist kann bezweifelt werden, zumindest aber charakterlich angezweifelt werden.

Mit dem frisch betrogenem Ole und Adrian, dem neuen Chef des Verlags hat Gerri aber auf jeden Fall plötzlich potentielle Partner, wenngleich sich das Ganze nicht so leicht gestaltet. Aber das überrascht an dieser Stelle nun wirklich niemanden mehr.

Das Buch ist auf jeden Fall kunterbunt und quirlig, der Schreibstil sehr locker und leicht zu lesen, der Humor durchaus bissig und schwarz, teilweise überraschend gut und treffend. Nur die Interaktion der Charaktere zueinander gefällt mir nicht so sehr und ich hoffe ja echt, dass Frau ab 30 nicht im Allgemeinen so ist. Auch die Partnerrochaden gehen für mein Empfinden viel zu leicht über die Bühne und kratzen empfindlich an meinem Treue- und Liebesverständnis, fallen zum Glück aber nicht zu schwer ins Gewicht.

Bereut habe ich den Roman nicht, er hat mich stellenweise gut unterhalten wenngleich sich diese Art der Erzählungen nicht als eines meiner Lieblingsgenres etablieren wird. Die stereotypische Bezeichnung als Frauenroman mag bis zu einem gewissen Punkt nachvollziehbar sein, empfinde ich aber generell als eher albern. So bleibt ein durchschnittliches Buch mit Höhen und Tiefen, gelesen von einem Mann.

2 Kommentare:

  1. Schönste Rezi ever! Mir wird bei dem Wort "Frauenroman", wie es in alltäglichen Geschäften der virtuellen und reelen Welt benutzt wird, regelmäßig schlecht (am besten noch mit schnörkeligen und/oder rosa Einband und natürlich immer Bridget Jones-Content, argh!). Screw them damn categories! ;)

    Weiter so!

    PS: "ich hoffe ja echt, dass Frau ab 30 nicht im Allgemeinen so ist." FRau im Allgemeinen? Screw them damn categories ;)

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  2. Vielen Dank für deinen Kommentar, hat mich sehr gefreut. ;)
    Und ja das Buchcover ist fast nur rosa, eigentlich hätte mir da schon der stereotypische Inhalt klar sein sollen - aber ich wollt da mal ganz vorurteilsfrei rangehen und Erfahrungen sammeln. Warum auch nicht^^

    Ich geb mein Bestes... ;)

    (Und nein so war das auch nicht gemeint^^ Ich hätte vielleicht Verallgemeinerungen nicht verallgemeinern sollen... :p)

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