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Sonntag, 4. August 2013

Daniel Depp – Stadt der Verlierer



Depp? Wer nennt sich denn freiwillig Depp? Oder wird das etwa? Ne? Doch, es ist der ältere Halbbruder des berühmten Johnny Depp, welcher hier sein Insiderwissen vollkommen ungeniert nutzt um radikal mit der Verlogenheit von Hollywood abzurechnen.

Dafür erschafft er mit David Spandau einen Privatdetektiv und Exstuntman den perfekten Protagonisten. Als Hobbycowboy verdreht er sich ab und an noch den Daumen beim Rodeo und liebt die Farm welche von der Mutter seiner Exfreundin Dee betrieben wird. Dort ist er jederzeit willkommen und irgendwie liebt er auch noch seine Ex, es läuft nur nichts wirklich zusammen. Hier wird der tragische Held offensichtlich, welcher alten Zeiten nachtrauert und nicht so ganz in die heutige Zeit passen will, was Haltung, Attitüde und Vorlieben anbelangt. Trotz allem kennt er sich aus, wirft mit wehmutigem Blick die Schatten hinter der Fassade auf.

Dieser bekommt nun einen Auftrag über seine Agentur. Der angesagte Schauspieler und Favorit auf den Oscar – Bobby Dye – soll angeblich Morddrohungen erhalten haben. Spandau legt sich gleich mit dessen Sicherheitspersonal an und glaubt Bobby Dye kein Wort. Wie sich herausstellt liegt er damit auch vollkommen richtig. In Wirklichkeit wird Bobby Dye von Richie Stella erpresst. Seinerseits zwielichtiger Clubbesitzer und Dealer, welcher den Sprung ins Filmgeschäft wagen will und dafür gerne Bobby Dye als Schauspieler hätte. Der fürchtet sich allerdings angesichts des miesen Plots um seine Karriere und war dem folglich abgeneigt. Bis eben eine Mädchenleiche in der Toilette von Bobby Dye gefunden wurde und Stella davon zufällig  Fotos hat.

Wie diese platziert wurde, erfährt man gleich am Anfang, als man Stellas Komplizen Squiers und Potts über die Schulter schauen darf. Squiers ist dabei der klischeehafte Volltrottel mit mehr Muskeln als Hirn, während Potts daran schier verzweifelt. Vor allem Potts wird im Verlauf der Geschichte auch noch wichtiger und erhält eine schöne Nebengeschichte, in der sich sein Schicksal zu wenden scheint und er kurz vor dem Absprung von seiner kriminellen Verliererlaufbahn steht.

Spandau rekrutiert währenddessen noch seinen alten Freund Terry McGuinn, welcher mich persönlich an eine etwas verschärfte Version von Terrence Hill erinnert. Klein, verschlagen und vor allem mit schlagfertigen Argumenten ausgestattet. Zusammen wollen sie herausbekommen was Stella genau will und weiß. Dafür schleichen sie sich an Allison heran, die erfolgreiche Geschäftsführerin von Stellas großem Club. Und irgendwo da gerät alles komplett aus den Fugen und alles geht dramatisch schief…

Und genau in diesem Scheitern, in dem Moment wo alles zum Spielball größerer Mächte wird während nach außen hin ein schöner Schein gewahrt wird, brilliert der Roman der irgendwie doch viel mehr als nur ein Krimi ist und sich viel Zeit für den Charakteraufbau nimmt. Dies ist beiweilen aber auch nötig um den Faden nicht zu verlieren und wurde so elegant gelöst. Das Ende ist ein fieser Schlag in den Magen, metaphorisch gesehen und unterstreicht den Titel des Buches auf eine überraschende, dennoch ernüchternde Art und Weise.

Hervorzuheben ist auf jeden Fall noch die extrem zotige Sprache die absolut kein Blatt vor den Mund nimmt und nur so vor starken Sprüchen strotzt, welche oft sehr unterhaltsam sind. Leider gibt es einige Momente, wo dies überhand nimmt und das Ganze zum unglaubwürdigen Slapstick verkommt. Der obige Querverweis zu Terrence Hill und auch zu Bud Spencer passt was ihre Filme anbelangt.

Ähnliche Sprüche werden hier am laufenden Band gerissen. Spöttisch, schlagfertig und ein paar Briketts böser. Wenn sich so ein Dialog aber über 2 Seiten zieht wirkt er konstruiert und zwanghaft, mehr auswendig gelernt denn auf die Situation angepasst.
Somit ist diese Sprache nicht nur ein Erkennungsmerkmal und ein Stilmittel dieses lockeren und flüssigen Schreibstils, sondern auch Stärke und Schwäche zugleich.

Davon mal abgesehen, was je nach persönlicher Präferenz leichter oder schwerer fällt, ein guter Einstieg in eine neue Reihe wobei ich mich frage, wie darauf aufbauend, diese Idee noch getoppt werden kann. Folglich kein Autor der nur versucht durch seinen Namen zu profitieren und mit brüderlicher Schützenhilfe in den Fokus gehievt zu werden. Denn eigentlich, gehört er dort auch ein klein wenig hin und das schafft er mit diesem Buch ganz allein.

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