Bei
Iris läuft es perfekt im Leben. Sie fühlt sich wohl in Berlin, hat einen
perfekten Job als Werberin, hat die richtigen Freunde und alles ist gut bis in
jener Juli Nacht 2002 als sie wie aus dem Nichts überfallen wird, ihr die
komplette Sicherheit und Stabilität unter den Füßen weggezogen wird. Wie darauf
hin nichts mehr klappt, ihr alles zu viel, zu fremd, zu bedrohlich ist – wie
ihre alte Existenz, ihr altes Leben nicht mehr das gleiche ist und wie sie sich
mühsam versucht aus diesem Trauma zu befreien, davon soll dieses Buch handeln.
Der
Klapptext klingt ansprechend und vielsagend, zudem wird noch mit dem BRIGITTE
Roman Preis 2007 geködert und ich hatte echt viel von diesem Buch erwartet, nur
war es leider ein kompletter Reinfall.
Technisch
gesehen ist der Schreibstil durchaus in Ordnung, ein klein wenig ungewöhnlich
aber in sich stimmig. Aber distanziert – viel zu distanziert. Ich konnte die
ganze Zeit absolut überhaupt keine Verbindung mit der Protagonistin aufbauen,
konnte mir kein Bild von ihr machen – gar nichts.
Die
voyeuristische Ader wird schon im Akt des Überfalls bitter enttäuscht, welcher
in gut 3 knappen Zeilen erledigt ist. Keine Details oder Hintergründe, auch im
Verlauf der Handlung nicht – welche genau genommen, sehr stagnierend ist. Es
passiert nicht wirklich viel, zumindest kann ich mich mit etwas zeitlicher
Distanz an praktisch nichts mehr erinnern was durchaus Bände spricht.
Iris
ist widersprüchlich, verhält sich unlogisch und zerrissen – das mag authentisch
sein oder auch nicht, ist aber nicht unbedingt nachvollziehbar. Ich find es
platt, eindimensional und teilweise vulgär. Vor allem kümmert es den Leser
kaum. Man giert nach Hintergründen, Entwicklungen oder zumindest nach tiefen,
seelischen Einblicken – erhält stattdessen eine unterkühlte, verschlüsselte und
unnahbare Szenerie nach der anderen welche nur selten etwas aufbaut.
Ich
hab verzweifelt gesucht woran dies liegen könnte, wollte schon irrsinnigen
Blödsinn wie das Bild der Autorin in den Raum werfen was genau betrachtet so
ziemlich das schwachsinnigste ist was ich je gelesen hab, nicht besser der
Umstand, dass ich es selbst schrieb - aber ich kam nicht wirklich zu einer
Lösung.
Der
Roman hätte so viele tolle Möglichkeiten ein wirklich berührendes und tiefschürfendes
Bild zu zeichnen, so viel mehr schockierender und verstörender. Nicht im
plakativen Sinne, ich will mich gar nicht in bombastischen Szenen wälzen – aber
ich wollte sie wenigstens irgendwie erleben, darüber nachdenken oder
philosophieren. Es ist leider viel zu fern, zu steril. In der Gesamtperspektive
schrumpft der durchaus vorhandene Humor, die Tragik, der Tiefsinn – einfach
alles zu einer grauen, bedeutungslosen Nichtigkeit zusammen.
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