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oder verpass das Schönste.
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Montag, 18. November 2013

David Hewson – Epiphanias



Über drei Monate habe ich für dieses Buch mit dem interessanten Titel gebraucht, was Angesichts der Fülle an Zeit welche ich theoretisch hatte nicht unbedingt ein gutes Zeugnis ist. Ob es schon ein Indiz war, dass auf der Rückseite eben nur Petra und Freundin lobende Worte vergießen und kein renommiertes literarisches Blatt? In Zeiten der Alles-ist-toll Klappentexte nur mehr eine vage Vermutung. Aber bleiben wir am besten gleich beim Klappentext, der klingt immerhin so vielsagend und verheißungsvoll.

„Weihnachten 1975: Im Drogenrausch geschieht ein furchtbarer Mord. Nur einer begeht ihn, aber die anderen sehen zu. Zwanzig Jahre später sehen sich die Freunde von damals mit der fast vergessenen Geschichte konfrontiert. Nun droht das Geheimnis zu ihrer aller Schicksal zu werden, denn eine mysteriöse Frau will die Vergangenheit nicht ruhen lassen – und bald holt das einstige Grauen auch die Gegenwart ein.“

Soweit so gut, das „bald“ möchte ich an dieser Stelle aber noch besonders betonen, darf gerne schon mit ironischem Unterton gelesen werden! Aber alles zu seiner Zeit, das Buch fängt mit einer Art Prolog 1975 an, die fünfjährige Florrie und ihr Zwillingsbruder Miles begleiten ihre Mutter bei Weihnachtseinkäufen und sind als Engel verkleidet. Das Mädchen, welches diesen Spitznamen hasst ist sehr wüst und dominant ihrem nur 20 Minuten jüngeren Bruder gegenüber und schlägt ihn in die Flucht.

Schnitt – 1995, Paul Dunsay tritt auf und wird von Hal angerufen, Quinn sei wieder frei – was diesen sehr schockiert. Im nächsten Kapitel taucht dann noch Joni auf und engagiert den Detektiv Tom. Verwirrt? Ging mir ebenso, die ersten 40 Seiten hatte ich zweimal gelesen weil ich nach einer kleinen Lesepause absolut keine Ahnung mehr hatte was jetzt gerade abgeht.

Dem absolut nicht zuträglich ist die Tatsache, dass ziemlich schnell nicht mehr gekennzeichnet wird und klar ist, wann die Handlung spielt. 1975 oder 1995? Die Akteure sind größtenteils nämlich die gleichen. Und die Zeit wechselt nicht kapitelweise sondern teilweise einfach über einen neuen Absatz ohne irgendein Indiz oder Anzeichen, was ich als sehr lästig empfunden habe. Wäre es sinnstiftend, okay – dann lässt sich darüber reden, aber die Wechsel scheinen mir absolut willkürlich und es dient eben keinem „höheren“ Zweck, nicht zu wissen in welcher Zeit wir uns mal wieder empfinden. Vor allem wenn der Absatz nicht mal über eine Seite geht und ich nicht sicher sein kann, ob dann nicht gleich schon wieder ein Wechsel stattfindet. Halte ich für unnötig kompliziert und für einfach keinen angenehmen Schreibstil, hat mich sehr genervt!

Die wichtigsten Personen sind die Freunde Hal, Louise, Paul, Quinn und Margie. Quinn ist mehr der dominante, intelligente aber auch leicht verrückte Leader, Louise die ruchlose Schlampe aus hohem Hause welche allein vom gesellschaftlichen Stand nicht dazugehören sollte, Hal der Organisator der immer alles irgendwie regelt, Margie eher dauerbekifft und daher sehr passiv und zurückhaltend und Paul ein leichtgläubiger und naiver Mensch, welcher nicht unbedingt allein aus menschlichen Gründen so perfekt in die Gruppe passt und so etwas wie der Hauptheld der Geschichte ist.
1975 ist das Setting dem der Hippies nachempfunden, 1995 haben sich die Wege größtenteils getrennt. Quinn sitzt wegen dem damaligen Vorfall im Gefängnis, Hal ist inzwischen steinreich und mit Louise verheiratet, Paul schlägt sich irgendwie mit Musik durchs Leben und von Margie fehlt jede Spur.

Dazu kommt 1995 Joni welche die damalige Geschichte unter ungeklärten Beweggründen aufklären will. Zwischendrin tauchen wieder Rückblicke zu Florrie und Miles auf und ja, man kann erahnen auf was das hinausläuft. Nur sollten die damaligen Geschichten unter Verschluss bleiben. Da ist es wenig zu dienlich, dass sich Joni an Paul wendet und diese durchaus etwas füreinander empfinden. Zwischendrin wird viel verschleiert, geplant und intrigiert und ach ja…

Der ominöse Mord? Taucht irgendwann nach 250 Seiten erst auf, wann genau kann ich jetzt schon gar nicht mehr sagen – lässt aber lange auf sich warten. Dass ist das nächste Problem. Die Geschichte bleibt kaum haften, weil sie nicht wirklich interessant erzählt wird oder gestaltet ist. Da reißt auch eine leicht aufkeimende Stimmung gegen Ende nichts mehr raus. Zäh ist wahrscheinlich noch leicht untertrieben. Es ist ermüdend und sehr schleppend. Daher ist es auch hinfällig hier mehr vom Inhalt zu erzählen, diesen mühsamen Kampf muss man sich hier leider schon selbst zumuten, will man nicht die Hälfte schon kennen.

Hat mir auf jeden Fall nicht wirklich Spaß gemacht und ich musste mich echt durchzwingen unter dem Credo „Ich lese JEDES Buch fertig“ (Anm. – fast, das ein oder andere Buch habe ich durchaus schon abgebrochen u.a. „Kohlhaas“ von Kleist, die „Die Bücherdiebin“ von Zusak etc. pp.) Denn irgendwie schafft es das Buch kaum zu fesseln und wenn, dann nur ein paar wenige Seiten. Es ist sprachlich nicht wirklich schlecht, aber erzähltechnisch viel zu belanglos und eben viel zu zäh. Ich mag keine Bücher in denen kaum Fortschritte passieren, bzw. sie eigentlich nicht wesentlich sind während man auf das groß angekündigte Ding wartet.

Was das komische und durchaus nervige da plötzlich eingeschobene „drei Quarks für Muster Mark“ und „rassenfrassenrassenfrassenrassenfrassenrassenfrassen“ dauernd soll weiß ich bis heute nicht. Ersteres könnte ich noch mit Phantasie der Physik zuordnen, was im Kontext Sinn ergeben würde – der Geschichte hilft es aber null. Das Finale bis zur Verhaftung ist schön durchdacht, die Bilder gegen Ende sind überraschend klar und wehmütig, aber das war es auch schon. Für den Rest kann ich leider kaum eine Leseempfehlung aussprechen. Schade.

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